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kein kommentar!Gafrons strahlender Müll

Georg Gafron, gescheiterter Radio-Rechtsausleger, gescheiterter Boulevardchefredakteur, kümmert sich jetzt um die Zukunft der deutschen Atomkraftwerke. Das lässt hoffen.

„Energie ist Zukunft!“, „Wir haben es in der Hand“ – so rief gestern eine vierseitige Beilage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in die Welt. Die zweite Stimme steuerte die Welt am Sonntag bei. Es geht um eine „Neubewertung der Kernenergie“. Ein illustrer Chor. Aber wer schrieb das Stück?

Im Kopf der beiden identischen Beilagen findet sich ein unbekanntes Kürzel: GGMS heißt es. Die GGMS, die die Zukunft der Atomkraft fördern will, ist die Georg Gafron Media-Service GmbH. Für alle Nichtberliner: Georg Gafron war der Rechtsaußenfunker eines Radiosenders mit Namen 100,6, der inzwischen pleite ist.

Dann war Gafron Chefredakteur von Springers dahinsiechender Berliner Boulevardzeitung B. Z. Später hatte Gafron einen hoch dotierten Beratervertrag mit dem seligen Leo-Kirch-Imperium. Jetzt kümmert er sich also um die Atomkraftzukunft.

Für seine Beilage hat er noch mehr gescheiterte Männer versammelt. Da ist zum Beispiel Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Der hat gerade eine seiner Firmen in die Pleite rauschen sehen. Oder Walter Hohlefelder, der nach Tschernobyl in Klaus Töpfers Umweltministerium zuerst für die Sicherheit deutscher AKWs zuständig war, um dann zum größten deutschen AKW-Betreiber – Eon-Vorgänger Preußen Elektra – zu wechseln.

Eon hat im letzten Jahr gleich mehrere solcher Beilagen von Gafrons GGMS erstellen lassen. Genutzt hat das dem alten Atomfürsten Walter Hohlefelder wenig: In diesem Frühjahr verliert er die Zuständigkeit für den Atomstrom des Eon-Konzerns.

Irgendwo ist Hohlefelder natürlich immer noch Chef: Er steht als Präsident einem Verein vor, der sich Deutsches Atomforum nennt. Schon mit seinem Namen sorgt das Atomforum dafür, dass das Risiko der Meiler in Deutschland nicht in Vergessenheit gerät. Atomkraftwerke sind gefährliche Stromfabriken, die ewig strahlenden Müll produzieren.

Genau wie Georg Gafron: Die Deutschen halten es für nicht vertretbar, aus der Atomenergie auszusteigen, heißt es in seiner veröffentlichten Beilage (61 Prozent).

Diese erschien übrigens „in Zusammenarbeit mit dem Informationskreis Kernenergie“. Das ist quasi die PR-Plattform von Walter Hohlefelders Atomforum. Zum Dank für den Auftrag interviewt der unabhängige Journalist Gafron seinen Auftraggeber. Hohlefelder sagt: „Deutschland isoliert sich immer mehr.“

NICK REIMER

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