ifo Bildungsbarometer 2024: Befriedigend!
Je nach Bundesland sind die Bürger:innen mehr oder weniger zufrieden mit den Schulen. Einig sind sie sich bei möglichen Lösungen.
Am schlechtesten fällt die Bewertung in Bremen aus, wo fast die Hälfte der Befragten die Noten 4, 5 oder 6 vergibt. Nicht viel besser schneiden Sachsen-Anhalt und Brandenburg ab. Am zufriedensten mit ihren Schulen sind die Menschen in Bayern, Hamburg und Sachsen.
„Wir sehen große Unterschiede bei der Zufriedenheit in den einzelnen Bundesländern“, sagte Katharina Werner, die stellvertretende Leiterin des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. Die jeweiligen Umfragewerte passten dabei aber zu Bildungsstudien wie dem IQB-Bildungstrend: „Dort, wo die Schülerleistungen gut sind, werden in den meisten Fällen auch die Schulen besser bewertet“.
Ähnlich blicken die Deutschen hingegen auf Probleme und Lösungen: So sieht eine große Mehrheit in allen Ländern den Lehrkräftemangel, zunehmende Unterschiede im Elternhaus sowie „Migration“ als Hemmnis für gute Schulleistungen. Gleichzeitig befürwortet ein Großteil verpflichtende Sprachtests ab vier Jahren oder ein tägliches Lesetraining von 20 Minuten – Maßnahmen, die viele Bundesländer als Reaktion auf die jüngste Pisa-Studie eingeführt oder auf den Weg gebracht haben.
Luft nach oben
Lehrerverbandschef Stefan Düll begrüßt, dass „die Politik hier vollzieht, was Bürger für sinnvoll halten“. Vor allem verbindliche Sprachtests im Kitaalter sowie mehr Deutschunterricht an den Grundschulen seien dringend nötig. Düll mahnte aber weitere Anstrengungen an. „Die soziale Zusammensetzung der Lernenden ist sehr unterschiedlich – zwischen den Bundesländern und auch zwischen den Schulformen.“ Laut Bildungsbarometer fordert eine deutliche Mehrheit der Bürger:innen – knapp 80 Prozent – mehr Geld für Schulen.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) Christine Streichert-Clivot sagte der taz: „Diesen Auftrag nehmen wir sehr ernst“. Die Ergebnisse des ifo-Barometers bestätigten den Wunsch der Menschen, dass der Staat mehr investieren müsse, um die zentralen Herausforderungen im Bildungsbereich anzugehen.
Eine ebenfalls am Dienstag veröffentlichte Zahl jdoch zeigt, dass nach oben noch Luft ist. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gab Deutschland 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukt für seine Bildungseinrichtungen aus. Damit liegt Deutschland unter dem OECD-Schnitt.
Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist es mit mehr Geld allein aber nicht getan. Sie fordert, dass die Länder beispielsweise beim Lehrkräftemangel mehr tun als bisher und sich besser koordinieren: „Wir haben in den vergangenen Jahren teilweise bizarre Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel in den Ländern gesehen“, sagte GEW-Referentin Martina Schmerr der taz. Es brauche jedoch eine gemeinsame Kraftanstrengung und einheitliche Standards – vor allem bei der Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteiger:innen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen