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iShareGossip ist offlineMobbingseite von Hackern gemobbt

iShareGossip, das unter Schülern zugleich beliebte und gefürchtete Mobbingportal, ist offline. Hacker haben sich der Seite bemächtigt und eine eindeutige Botschaft hinterlassen.

Da war sie noch online: Website iShareGossip. Bild: dpa

BERLIN dapd/dpa/taz | Hacker haben die Mobbing-Website "iShareGossip" gekapert. Die indizierte Seite war am Dienstagvormittag nicht zu erreichen. Die anonymen Täter mit der Bezeichnung "23timesPi" forderten anfangs Administratoren, Organisatoren und Moderatoren auf der gehackten Startseite auf, sich innerhalb einer Woche bei der Polizei zu melden. Ansonsten drohten sie an, alle Daten öffentlich zu machen. Mails, Zugangsdaten und Namen seien bekannt.

"Dann können sich die Opfer gleich persönlich bedanken kommen", hieß es dort. Überschrieben war die Seite mit dem Gruß "Hacks And Kisses". Darunter standen folgende Verszeilen: "Vernimm derweil, Geschöpf der Nacht, die Mär von Zeiten unter Lichte. Denn wer allein im Dunklen wacht, dem scheint wohl fremd, was ich berichte."

Mittlerweile ist auf einer automatisch geschalteten Ausweichseite ein anderer Text zu lesen: "Leider wurde unsere Domain iShareGossip.com gestohlen, der Server und iShareGossip.net ist davon allerdings nicht betroffen. Bis wir näheres in Erfahrung bringen können, bleibt iShareGossip offline. User haben definitv nichts zu befürchten, da wir keine IP Adressen speichern. Weitere Informationen in Kürze." Über die IP-Adresse besteht für Behörden die Möglichkeit, Internetnutzer über den Anbieter zu identifizieren.

Seite ist offline

Auf der Internet-Plattform "iShareGossip" können Nutzer anonym Schüler und Lehrer beschimpfen. Die Behörden ermitteln gegen den Betreiber unter anderem wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung. Im März war das Portal als jugendgefährdend auf den Index gesetzt worden.

Die laut Impressum im lettischen Riga angemeldete Seite steht unter Beobachtung der Justizbehörden in Frankfurt am Main. Bislang lief die Fahndung nach dem Betreiber aber vergeblich. Ein in Lübeck festgenommener Hochstapler führte Ende Mai Zielfahnder der Polizei bei deren Suche nach den Verantwortlichen in die Irre. Es stellte sich heraus, dass der 25-Jährige lediglich ein Trittbrettfahrer war.

Hintergrund der Indizierung sind Hetzbeiträge auf dem Portal, die in Berlin zu brutalen Schlägereien unter Jugendlichen geführt hatten. Dabei war ein 17-Jähriger schwer verletzt worden. Wegen Androhung von Amokläufen auf der Internetseite mussten auch mehrfach Berliner Schulen geschlossen werden. In Oldenburg demonstrierten Ende Mai rund 3.000 Schüler gegen Mobbing im Internet.

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15 Kommentare

 / 
  • BG
    Bernd Goldammer

    Ich bin stolz auf diese Hacker. Ihr Einsatz war Notwehr gegen den sittlichen Verfall ganzer Gesellschaften. Claudia lieferte uns dazu einen tollen Hinweis auf total falsch verstandene Meinungsfreiheit. Es mag einige Perverse geben, die vielleicht Freude an Rufmord und feigem Mobbing haben. Wenn die jetzt leiden müssen, freuts mich. Hacker haben die Ehre einiger wehrloser Menschen wiederhergestellt.Hinterhältige Mobber und feige Denunzianten müssen jetzt aufpassen. Werden sie identifiziert drohen empfindliche Strafen! Gut so!

  • D
    dolf

    2/10 claudia

  • S
    Sama

    @Claudia: Freie Meinungsäusserung ist ein gesetzlich geregelter Begriff, der nicht bedeutet, dass man alles sagen darf. Zu den diversen Einschränkungen gehört "der Schutz der persönlichen Ehre gegen Beleidigung oder Verleumdung" Wer dagegen verstösst, kann sich strafbar machen.

  • E
    emil

    mit klarnamen und so... von mir aus. ist zwar unterirdisch und ordentlich asozial aber die, die sich auch im echten leben beleidigen sich prugeln und andere äußerst wichtige dinge tun, weil sie glauben es ginge nicht anders, dürften ja auch eine plattform im internet haben.

     

    aber so? anonym? das ist peinlich feige und von den betreiberInnen ziemlich geschmacklos.

    insofern als drauf, so wird es doch gemocht.

  • U
    uschi

    Wenn ich schreiben würde: "Claudia ist eine dreckige Hure, die zu dumm zum scheißen ist"...wäre das eine harmlose Meinungsäußerung?

     

    Nein, das wäre keine Meinungsäußerung mehr, sondern eine üble Beleidigung und Claudia könnte mich völlig zu Recht verklagen.

  • AN
    Arno Nym

    Als ich nach dem Sportunterricht in der Umkleide auf die Fresse gekriegt hab, weil ich beim Fußball im Tor wieder mal versagt hatte - und das kam regelmäßig vor - kam kein Hacker vom Himmel und hat mich gerettet. Als Mobbing noch im Real Life stattfand, da war ja alles nicht so schlimm. Glaubt ihr das wirklich?

  • N
    Nelly

    Wie schön. Geht doch. Diese Seite hat schon so viel Leid angerichtet bei Schülern und Lehrkräften. Claudia, Sie können die nicht kennen. Wollen Sie öffentlich mit Namen als "Nutte" bezeichnet werden und Schlimmeres? Diese Seite ist als jugendgefährdend eingestuft worden und auf dem Index! Freie Meinungsäußerung?????

  • R
    Riin

    Respekt an die Hacker, das ist eine wahrlich gemeinnützige Aktion. Ich hab die Seite manchmal getrollt um sie lächerlich zu machen aber es wurde echt Zeit, dass die angegriffen wird.

  • B
    Bürger

    "Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen." - Evelyn Beatrice Hall

  • D
    Dolores

    von Claudia: "Scheiß Hacker, die haben wohl noch nie was von freier Meinungsäußerung gehört!"

     

    Scheiß Claudia, die hat wohl noch nie etwas von den Verletzungen und Schäden durch Mobbing gehört. Ist vielleicht selbst eine aktive Mobberin.

  • DR
    Dani Rodriguez

    Endlich ist die Seite dicht. Das so etwas über Hacker geschieht ist zwar nicht ideal aber in diesem Fall heiligt der Zweck die Mittel! Schöne Sache! Ein solches Geschäftsmodell muss juristische Folgen haben!

  • K
    KonsolentierR

    Tja, ganz im Gegenteil.

     

    Um mal die Hacker Ethik von Steven Levy zu zitieren:

     

    - Access to computers should be unlimited and total

    - Always yield to the Hands-On Imperative

    - All information should be free

    - Mistrust authority - promote decentralization

    - Hackers should be judged by their hacking

    - You can create art and beauty on a computer

    - Computers can change your life for the better

     

    Die Hacker haben mit dem Defacement von iShareGossip ihre eigene Meinung geaeussert, was fuer ein Muell die Seite/Forum doch ist.

  • VN
    ver Nunft

    (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

  • M
    Michael

    @Claudia: so ein Quatsch!!! Diese Seite ist gemeingefährlich und zielt darauf ab, anderen zu schaden. Mit Meinungsäußerung hat das nichts zu tun. Würde man das was dort geschrieben wird öffentlich sagen, würde man zurecht dafür verklagt werden. Nur hier ist alles anonym. Die Freiheit der einen darf nicht zur Unfreiheit der anderen führen. Die Opfer - oftmals Jugendliche - haben keine Möglichkeit sich zu wehren. Das kann schwere folgen haben.

    Also überleg' mal kurz.

  • C
    Claudia

    Scheiß Hacker, die haben wohl noch nie was von freier Meinungsäußerung gehört!