: hintergrund: die anklage
Eine Frage der Verantwortung
Angeklagter und Anklägerin haben sich mit Filmen, Fotos, Dokumenten und Zeugenaussagen munitioniert im Prozess gegen Slobodan Milošević vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Doch der entscheidende Punkt der Anklage wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist nicht die Aufzählung von Grausamkeiten und Massakern, sondern die Anschuldigung, Milošević sei persönlich für sie verantwortlich. Der Nachweis dafür wird für Carla del Ponte nicht einfach zu führen sein.
Während der Kriege gegen Kroatien und Bosnien war Milošević Präsident Serbiens. Als solcher trug er keine formale rechtliche Verantwortung für die in den beiden Ländern marodierenden serbischen Paramilitärs. Zur Zeit der im Kosovo begangenen Verbrechen, für die ihm die Verantwortung zur Last gelegt wird, war Milošević zwar jugoslawischer Präsident und Oberkommandierender der Armee. Wusste er aber von den Untaten? Billigte er sie? Hätte er sie stoppen können und tat es nicht?
Um dies zu klären, ist die Anklage auf Insiderzeugen aus der jugoslawischen Armee und Administration angewiesen. 30 solcher Zeugen will die Anklage aufbieten. Von ihren Aussagen wird viel abhängen. Denn die serbische Armee soll Dokumente über Massaker und die Verantwortlichen dafür vernichtet haben. Außerdem gibt es immer noch kein Gesetz in Serbien, das die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Tribunal regeln und so den Staatsanwälten Einsicht in Belgrader Dokumente ermöglichen würde.
TAZ, QUELLE: BBC
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