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heute in hamburg„Es werden Ver­bre­che­r:in­nen geehrt“

Online-Symposium: „Umgang mit kolonialen Straßennamen in Hamburg“, via Zoom, am 16. 9. ab 10.30 Uhr, am 17. 9. ab 10 Uhr

Interview Carla Geiger

taz: Frau Ewe, in Hamburg gibt es über 120 Straßennamen mit kolonialer Vergangenheit. Warum ist das problematisch?

Gisela Ewe: Problematisch ist, wie die Straßennamen an die Kolonialgeschichte erinnern. Die Namen ehren zum Teil Ko­lo­ni­al­ver­bre­che­r:in­nen und -profiteur:innen. Das ist das Problem. Es werden auch Ver­bre­che­r:in­nen geehrt und damit ihre Taten indirekt positiv bewertet.

Einer der umstrittensten Namen ist Schimmelmann. Warum?

Weil Schimmelmann in den transatlantischen Versklavungshandel eingebunden war. Es ist einer der Namen, die in Hamburg schon seit Jahren in der Debatte sind. Wie mit diesen Fällen umgegangen werden soll, wird auch auf dem Symposium diskutiert.

Wie kompliziert ist es, eine Straße umzubenennen?

Die Entscheidung, ob Straßen umbenannt werden, wird zunächst in den Bezirken getroffen. Dazu werden Vorschläge eingereicht. Das Staatsarchiv bearbeitet dann die Entscheidung und eine Senatskommission muss final zustimmen.

Wie regieren Bewohner*innen, wenn ihre Straße umbenannt werden soll?

Die Be­woh­ne­r:in­nen der Straße müssen überall ihre Adresse ändern, das führt oft zu Widerstand, weil es natürlich unbequem ist.

Woher kommen die Vorschläge für neue Straßennamen?

Bisher kommen die Vorschläge oft von Be­zirks­po­li­ti­ke­r:in­nen oder anderen im Bezirk Engagierten. Im Zusammenhang mit kolonialen Straßennamen wollen wir die Betroffenen stärker einbinden, zum Beispiel mit dem Symposium.

Gisela Ewe

37, ist Doktorandin im Fachbereich Globalgeschichte und arbeitet im Staatsarchiv Hamburg.

Nach wem würden Sie Straßen benennen?

Ich wünsche mir, dass man sich mit den Namen ohne Schamgefühl identifizieren kann. Und ich finde es gut, wenn sie die diverse Stadtgesellschaft repräsentieren.

Warum gibt es selbst in der noch jungen Hafencity koloniale Namen wie bei den Marco-Polo- und den Magellanterrassen?

Die Beschäftigung mit dem Kolonialismus hat in Deutschland leider erst in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen. Bei den Benennungen in der Hafencity war das Bewusstsein noch nicht so groß. Damit müssen wir jetzt umgehen. Wir müssen darauf achten, wer gehört wird. In der Gesellschaft braucht es dafür Offenheit und Neugier.

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