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heute in hamburg„Sich auf die Schwestern von damals berufen“

Rundgang

„Sündig, delinquent, unkontrollierbar“ – Die Frau im patriarchalen Recht: 18 Uhr, Anmeldung unter https://t1p.de/gkfm. Kopfhörer mit 3,5-mm-Klinken-Stecker mitbringen, 5 Euro

Interview Pascal Luh

taz: Frau Johannsen, an welche Grenzen sind Sie schon als Frau gestoßen?

Wiebke Johannsen: Ach, an viele, ständig. Ich kann mich jeden Tag diskriminiert fühlen durch Werbung – kann ich aber auch lassen – oder durch Shitstürme, durch alltägliche Diskriminierung. Das lässt sich leider auch nicht gesetzlich aus dem Weg räumen.

Shitstürme?

Ich bin gar nicht so tätig in Sozialen Medien, aber kriege das von anderen mit. Ich bin immer sehr entsetzt, was etwa Politikerinnen passiert. Das ist den Frauen vor 100 Jahren genauso gegangen, auch wenn es die Medien noch nicht gab. Die sind eben in der Presse diffamiert worden. Immer so nach dem Motto: „Haltet mal die Klappe“.

Kann man diese historischen Kämpfe noch in Hamburg entdecken?

Im Wallringpark, schräg gegenüber von der Musikhalle, stehen beispielsweise ausrangierte Denkmäler, darunter das Kaiserdenkmal, das früher vor dem Rathaus stand. Es ist in den 1930er-Jahren dahin gekommen. Dort erzähle ich in meiner Führung etwas über das Eherecht im Kaiserreich, das sehr lange galt. Die letzten Einschränkungen sind erst in den 1970er-Jahren aufgehoben worden, und aus der Zeit stammt auch Paragraph 218, der bis heute gilt.

Der stellt bis heute Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe. Welche Kämpfe fechten Frauen aktuell außerdem in Hamburg aus?

Frauen müssen vor allem für Frauenorte kämpfen, die allenthalben bedroht sind. Es hat früher eine ganz große Infrastruktur noch aus der letzten Frauenbewegung gegeben, von Frauenorten, Frauenbildungszentren, Frauenmusikzentren, die erhalten nur ganz teilweise eine institutionelle Förderung.

Foto: Sinje Hasheider

Wiebke Johannsen 60, ist freischaffende Historikerin. Sie arbeitet für Volkshochschulen und Bildungs­träger wie die Rosa-Luxemburg Stiftung.

Sehen Sie auch Erfolge?

Ja, es gibt ganz viele neue Projekte von jungen Frauen und neue Perspektiven. Die machen das natürlich anders als die alte Frauenbewegung – etwa durch die Aufhebung von Gendergrenzen. Uns war es früher ganz wichtig, dass es Orte nur für Frauen gab, das sehen die jungen Frauen heute nicht mehr so. Das ist aber auch in Ordnung.

Gibt es wiederkehrende Muster?

Ja, und das ist natürlich, was die Emanzipationsbewegung angeht, auch gut. Es hilft, wenn man die Geschichte kennt und sich darauf berufen kann, auf die Schwestern von damals.

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