heute in hamburg: „Den Gedenkorten ein Gesicht geben“
Digitaler Austellungsrundgang „Snow in Summer“: 16–17 Uhr, www.instagram.com/neuengamme.memorial/
Interview Kaija Kutter
taz: Frau Groschek, was zeigt die Ausstellung „Snow in Summer“ in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme?
Iris Groschek: Sie zeigt Fotografien eines niederländischen Fotografen-Duos, Chris en Marjan, die elf Gedenkstätten in sieben Ländern besucht haben. Sie fotografierten nicht nur die Orte, sondern auch Menschen, die dort arbeiten. Und zwar nicht die, die schon lange dort arbeiten, sondern junge Leute, auch Freiwillige aus verschiedenen Ländern.
Warum die jungen Leute?
Sie fragten sich: Wer arbeitet an solchen Orten. Ist es schwer? Haben die einen persönlichen Bezug? Die Antworten waren so vielfältig, dass sie begannen, auch diese Menschen zu fotografieren und den Gedenkorten damit auch ein Gesicht zu geben. Es entstand diese Ausstellung aus Porträts, Fotos der Gedenkstätten und Zitaten. Leider war sie hier analog nur zehn Tage zu sehen, dann kam der neue Lockdown. Wir finden sie aber so spannend, dass wir sie nun auf andere Weise zeigen wollen.
Sie bieten heute ab 16 Uhr eine digitale Führung an. Wie funktioniert die?
Das ist einfach. Wir nutzen unseren Instagram-Account. Man muss sich gar nicht anmelden, sondern uns einfach nur auf @neuengamme.memorial folgen. Dort starten wir einen Livestream für etwa 45 Minuten. Man kann auch live kommentieren und Fragen stellen.
Was passiert in diesem Livestream?
Eine Moderatorin geht durch die Ausstellung und zeigt die Bilder. Das ist eine Freiwillige aus Russland, die momentan bei uns arbeitet. Zeitgleich sind durch Split-Screens die Fotografen bei der Tour dabei und kommentieren den Rundgang live. An zwei Stellen schalten wir auch noch Personen dazu, die dort porträtiert sind und auf Fragen antworten können. So erfährt die Ausstellung noch eine Erweiterung, weil nicht nur die Fotos angeschaut werden können.
Nun findet dieses Onlineformat auf Englisch statt. Haben Sie Erfahrung damit?
Wir haben auf Instagram schon mehrfach Führungen und auch schon eine zweisprachige Veranstaltung gestreamt. Uns folgen da viele Personen aus unterschiedlichen Ländern. Ein rein englisches Format hatten wir noch nicht. Aber es bot sich an, weil sowohl die Fotografen als auch die Moderatorin Englisch sprechen.
Könnten Sie dadurch Zuschauer verlieren?
Das glaube ich nicht. Uns folgen sehr viele internationale Gäste.
In welcher Weise ist die Gedenkstätte zur Zeit zugänglich?
Leider gar nicht. Durch den harten Lockdown können wir keine Gäste empfangen. Deshalb verstärken wir unsere Online-Aktivitäten.
Was wird das nächste sein?
Es wird am 13. April eine Zoom-Veranstaltung geben zur Ermordung von Gefangenen im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel. Und am 15. April eine Buchvorstellung von Anna Hájková über den Alltag in Theresienstadt. Zu beiden ist eine Anmeldung über unsere Homepage nötig.
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