piwik no script img

heute in hamburg„Corona hat Punkte und Haare“

Ausstellung „Corona hat auch einen Nachnamen ...“ Eine Corona-Kunstausstellung der Ev. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Hamburg-Ost: bis zum 31.12.2020, Bücherhalle Harburg, Eintritt frei

Interview Lissy Malethan

taz: Frau Meißner-Jarasch, wie stellen Kinder sich das Coronavirus vor?

Annetta Meißner-Jarasch: Oft stellen sie es sich sehr konkret vor. Kinder sind aber auch durch die medialen Bilder geprägt worden, Corona war überall. Manche haben gesagt: „Corona hat Punkte und Haare“, andere sagten: „Es ist rund, durchsichtig und mit Noppen“.

Wie reagieren Kinder auf die Pandemie?

Kinder reagieren auf das, was in ihrem Alltag und ihrem virtuellen Erfahren anders ist. Sie spüren, dass sich etwas in ihrem Leben verändert – die Kita ist zu, die Eltern sind zu Hause, man darf nicht mehr raus, man darf nicht mehr die Großeltern besuchen. Was ihr direktes persönliches Empfinden ist, spüren sie als Erstes und das belastet sie auch am ehesten. Aber sie reagieren auch sehr darauf, was ihnen die Erwachsenen vermitteln. Sie reagieren auf die Angst der Eltern, auf die Sorgen, die bei ihnen aufkommen. Auf einmal taucht Arbeitslosigkeit auf, es wird über den Tod geredet. Die Kinder merken das.

Verstehen die Kinder, was das Virus ist?

Ja, die Erzieher und auch die Eltern haben Aufklärung betrieben, auch um den Kindern die Hygienekon­zepte zu vermitteln. Wenn man es ihnen in kindgerechter Sprache und angstfrei erklärt, klappt das. Im Rahmen unseres Projektes haben die Kinder auch Dinge gesagt wie: „Corona ist eine Krankheit, Kinder können sich auch manchmal anstecken, aber nicht so oft“, ein anderes Kind sagte: „Man kann Corona nicht sehen, aber man kann es riechen, aber wenn wir es riechen, dann geht es direkt in die Nase“. An diesen Aussagen merkt man, dass sie verstehen, was das Virus ist.

Wie sind die Kinder mit dem Lockdown umgegangen?

privat

Annetta Meißner-­Jarasch51, ist Theaterpädagogin und Fachreferentin für religiöse Bildung und Theater- und Kunstpäda­gogin.

Die Kinder haben es zum Teil genossen, mehr Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Im Idealfall hat die Zeit auch Regeln ausgehebelt, die für Kinder Freiraum geschaffen haben. Viele haben wahrscheinlich öfter vor dem Fernseher gesessen. Und ganz viele haben die Kita und ihre Freund*innen vermisst. Es ist auch sehr wichtig, dass die Kita wieder geöffnet hat.

Warum?

Sie erfahren hier Rituale, Struktur und Sicherheit. Die Kita gibt ihnen die Möglichkeit, in einem geschützten Raum mit vielen Kontakten zu sein und Bildung zu erfahren. Die Kitas haben sehr viel wieder „repariert“ aus der Zeit vom Lockdown. Ohne diesen geschützten Raum kann es sein, dass Kinder Einsamkeit erfahren und sich nicht gut behütet fühlen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen