heute in hamburg: „Wir sind hier nicht in Blankenese“
Interview Moritz Klindworth
taz: Herr Hinsch, weshalb haben Sie für den Abbruch der Fußballsaison gestimmt?
Hans Werner Hinsch: Die Coronalage war für mich so unsicher in ihrer Langzeitwirkung. Dass wir die ausgefallenen Spiele in absehbarer Zeit nachholen könnten, war einfach unwahrscheinlich.
Welche Rolle hat das Geld gespielt?
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch gar nicht, welche Hilfen es geben könnte, und insofern war es eigentlich zweitrangig. Es ging um die Gesundheit der Beteiligten, weil die an erster Stelle steht. Natürlich haben wir keine Gewissheit, was im Umfeld passiert: Wann kann mit Zuschauern gespielt werden, weil das sind ja die Einnahmen. Ansonsten haben wir nur die Mitgliederbeiträge – und die sind weitergelaufen.
Wie beobachten Sie die Jugendlichen beim Training?
Das Training ist so, wie die Gesundheitsbehörde und der Hamburger Fußballverband das Training wieder freigegeben haben, mit Kleingruppen, Abstand und der Desinfektion von Bällen, ohne die Benutzung von Sanitäranlagen. Das haben wir alles umgesetzt, sodass es relativ reibungslos funktioniert. Wir haben diese Möglichkeit mit einer Verzögerung von wenigen Tagen genutzt. Die brauchten wir, um ein Konzept zu erstellen. Die Jugendabteilung ist bei uns im Verein die weitaus größte. Das sind um die 400 Jugendliche, die alle schon mit den Füßen gescharrt haben, weil die endlich wieder Bewegung wollten.
Sind reguläre Zweikämpfe erlaubt?
Nein, in Hamburg noch nicht.
Akzeptieren die Jugendlichen das?
Ja, die sind froh, überhaupt wieder auf den Platz zu dürfen. Die waren froh, dass sie wieder raus durften und einen Ball gesehen haben. Die Spielplätze waren ja auch gesperrt.
Leben viele auf beengtem Raum?
Ja, sie wohnen zum großen Teil in Etagenwohnungen. Sie kommen nicht aus Villenvierteln, wir sind in Billstedt. Es gibt hier Wohnsiedlungen wie Mümmelmannsberg oder Kaltenbergen. Das ist nicht Blankenese!
Haben Sie Pläne für den Sommer?
Im Herrenbereich planen wir, den wettspielartigen Trainingsbetrieb ab Juli wieder aufzunehmen, behördliche Lockerungen vorausgesetzt. Im Jugendbereich planen wir wegen der Sommerferien keine Aktivitäten. Kann natürlich sein, dass einzelne Trainer, wo die Kinder auch gar nicht im Urlaub sind, Training anbieten. In der Breite gehen wir davon aus, dass die Sommerferien so etwas wie eine Ruhezeit sind.
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