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heute in hamburg„Normalerweise ist hier immer alles zugeparkt“

Konzept: Die Grünen stellen heute der Presse vor, wie sich die Weiterentwicklung der Innenstadt zu einer „weitgehend autofreien“ Zone vorstellen

Interview Carlotta Kurth

taz: Herr Pfoh, Ihr Geschäft befindet sich in der Kleinen Johannisstraße, die seit einer Woche autofrei ist – wo parken Sie jetzt?

Eugen Pfoh: Ich wohne in der Innenstadt, mein Auto steht also in der Tiefgarage und ich komme zu Fuß zur Arbeit. Ich bin einer der Glücklichen.

Hatten Sie vor dem Start des Projekts „Autofreie Innenstadt“ Bedenken?

Nein, wir fanden die Idee sehr gut, weil hier normalerweise immer alles zugeparkt ist mit Autos. Die Kleine Johannisstraße ist eine Nebenstraße in der Nähe des Rathauses, die man leicht übersehen kann. Wir hofften auf mehr Laufkundschaft und mehr Leben in diesem Viertel. Und genau das ist auch eingetreten.

Andere Geschäftsleute hatten vorher die Sorge, dass mit den Autos auch die Kunden wegbleiben könnten.

Das denke ich überhaupt nicht. Es gibt genügend Parkplätze und Parkhäuser hier in der Innenstadt, wo man sein Auto abstellen und zu Fuß durch die Straßen gehen kann.

Was ist mit den eingeschränkten Lieferzeiten? Das führen Kritiker auch oft an.

Die Lieferzeiten sind aktuell von 23 bis 11 Uhr und wir machen erst um 10 Uhr auf. Morgens kann bei uns direkt vor die Tür angeliefert werden. Damit haben wir also wirklich gar kein Problem.

Was hat sich denn verändert – so ohne Autos auf der Straße?

Es war vorher einfach ruhiger, alles war voll mit parkenden Autos. Jetzt fühlt man sich viel wohler, weil die Leute rauskommen aus ihren Büros und Geschäften. Wir gehen jetzt auch mal rüber zu den anderen in der Straße, unternehmen was mit ihnen oder führen Smalltalk. Man kommt einfach mehr zusammen.

Eugen Pfoh, 36, ist seit Anfang des Jahres Filialleiter eines Herrenausstatters in der Kleinen Johannisstraße, die gerade autofrei ist.

Wirklich?

Wir haben zum Beispiel eine Tischtennisplatte draußen aufgestellt. Dadurch wollen wir zum einen natürlich Aufmerksamkeit auf unseren Laden lenken, aber wir wollen auch die Leute zusammenbringen. Bei schönem Wetter ist die Tischtennisplatte rund um die Uhr besetzt und die Leute sind glücklich. Andere Gastronomen in der Straße haben ihren Außenbereich vergrößert – das macht die Straße auch noch mal voller.

Das Pilotprojekt in der Kleinen Johannisstraße und Schauenburger Straße geht bis Ende Oktober. Könnten Sie sich vorstellen, dass diese Straßen dauerhaft autofrei bleiben?

Ja, definitiv, wir wünschen uns das auch.

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