heute in hamburg: „Kopf nicht in den Sand stecken“
Vortrag „Leben im Zeitalter des Klimawandels“: 19.30 Uhr, Greenpeace Hamburg, Hongkong-straße 10. Eintritt frei.
Interview Katharina Gebauer
taz: Herr Bagehorn, ist der Kampf gegen den Klimawandel verloren?
André Bagehorn: Nein, er ist noch nicht verloren, allerdings ist der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten. Wir dürfen den Kopf aber nicht in den Sand stecken, sondern müssen weiterkämpfen!
Was bleibt uns noch zu tun?
Selbst handeln ist das Gebot der Stunde, wir können uns nicht auf die Politik verlassen. Erst wenn sich eine große Masse in Bewegung setzt, laufen die Politiker hinterher, aber wir sind in der Verantwortung. Es geht um jeden Einzelnen.
Schinden wir mit der Begrenzung der Auswirkungen nur Zeit?
Wir Menschen reagieren immer erst dann, wenn eine Gefahr unmittelbar bevorsteht. Mittlerweile können wir nur noch zuschauen, wie rasant wir uns unserer Zukunft nähern – wie ein Schiffskapitän, der zu spät bremst und auf die Kaimauer zusteuert. Er wird definitiv hineinfahren, wir dagegen haben die Wahl: Werden wir unsere „Kaimauer“ nur schrammen oder voll aufprallen? Diese Entscheidung haben wir in der Hand, wir müssen dafür aber auch was tun.
Welchen Unterschied machen 0,5 Grad Celsius beim Klimaschutzziel aus?
Das kann niemand genau sagen. Welche Dominosteine welche Auswirkungen oder gar Kettenreaktionen mit sich bringen, wenn sie umfallen, ist ungewiss. Das Klima hat eine Eigendynamik, die mit Konsequenzen des menschlichen Handelns interagiert. 2 anstatt 1,5 Grad Celsius wird eine globale Herausforderung, wenn etwa als mögliche Konsequenz Süßwasser in die Meere fließt und eine Dichtekollision entsteht. Die Situation ist jedoch sehr komplex und die Effekte sind nicht klar absehbar.
André Bagehorn, 57, ist ehrenamtlich bei Greenpeace in Hamburg aktiv.
Wo ist der Klimawandel besonders deutlich in Hamburg zu spüren?
Hamburg ist nah am Wasser gebaut, von den 750 qm² der Stadtfläche sind rund ein Drittel von Überflutung betroffen. Durch die Erd- und Wassererwärmung dehnt sich das Wasser aus und drückt ans Elbufer. Zudem ist Hamburg geprägt von einer großflächig versiegelten Fläche, die es den Wassermassen bei Starkregen schwer macht, abzufließen.
Wie wird dagegen vorgegangen?
Der Flutschutz ist sehr stark ausgeprägt, an den Landungsbrücken musste er von 7,5 auf 9 Meter erhöht werden. Durch Dachbegrünung wird versucht, die Wassermengen abzufangen. Es ist unglaublich wichtig, die städtischen Grünflächen auch zukünftig als Speicher zu erhalten.
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