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heute in hamburg„Da ruckelt es am Anfang“

Björn Oellers, 47, der Soziologe arbeitet an der Hamburger Fern-Hochschule (HfH).

Interview Frieda Ahrens

taz: Herr Oellers, wo genau finden sich Elemente des Neoliberalismus bei der AfD wider?

Björn Oellers: Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen der Lehre des Neoliberalismus und der AfD. Zum Beispiel die Idee, dass jemand den Wettbewerb zu regulieren und für geordnete Verhältnisse zu sorgen hat. Da muss ein starkes Subjekt her und das kann eigentlich nur der Staat sein. Dieses Element finden wir auch bei der AfD: Die Partei setzt auf den starken Staat, beispielsweise durch Abschottung nach außen, die durch den Staat garantiert werden kann.

Ist es denn problematisch, dass die neoliberale Lehre den Rechten in die Hände spielt?

Das Gefährliche daran ist, dass die neoliberale Lehre heute der Zeitgeist ist. Was dort in Schriften festgehalten ist, ist eigentlich genau das, was heute allgemeine Politik ist. Neoliberale Ansätze finden sich auch in anderen Parteiprogrammen wieder und sind Teil des gesellschaftlichen Selbstverständnis. So ist es schwer, eine Basis zu entwickeln, von der aus man dagegen argumentieren kann.

Widerspricht die neoliberale Lehre nicht eigentlich dem völkischen Weltbild?

Vortrag „Neoliberalismus und AfD“: 18.30 Uhr, Universität Hamburg, Allende-Platz 2, Hörsaal (EG)

Ich würde sagen, es widerspricht sich nicht. Auch Friedrich von Hayek, einer der führenden Theoretiker des Neoliberalismus, hat in völkischen Kategorien gedacht. Er sagt zum Beispiel, dass nur die Völker sich vermehren und erhalten sollen, die sich auch selber ernähren können. Er denkt also in Völkerkategorien und sagt, die einen können sich ernähren, die anderen nicht, die einen werden zugrunde gehen, die anderen nicht. So ist das, wenn neoliberales Gedankengut im Wettbewerb mit dem Volk zusammengedacht wird.

Neoliberale Denker wie AfD-Gründer Bernd Lucke haben die Partei verlassen, spielt die Lehre trotzdem noch eine Rolle in der Partei?

Ich denke, das wird immer noch ein Thema sein. Man muss zum einen bedenken, dass die AfD eine sehr junge Partei ist. Da ruckelt es am Anfang ein bisschen, da verschiedene Flügel zusammenkommen, vom ganz rechten bis zum, ich sage jetzt mal pauschal, Zentrum des AfD-Spektrums. Das Markante daran ist, dass die neoliberale Lehre tatsächlich eine Plattform darstellt, auf deren Basis die verschiedenen Flügel sich vereinen lassen. Das kann beinhalten, dass offene Bekundungen zum Neoliberalismus rausgenommen werden, aber der Zeitgeist, der damit eigentlich einhergeht, der bleibt bestehen.

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