piwik no script img

heute in hamburg„Die Hersteller müssen aufwachen“

Foto: Jens Seemann

Andreas Rönnau, 54, leitet den Bereich Mittelstands- und Handwerkspolitik bei der Hamburger Handwerkskammer

Interview Alexander Diehl

taz: Herr Rönnau, warum sieht die Handwerkskammer Bedarf an einer Veranstaltung zur Elektromobilität – und warum jetzt gerade?

Andreas Rönnau: Handwerksbetriebe fahren zu etwa 80 Prozent Dieselfahrzeuge. Und wir wissen, dass durch die Diskussion um die Durchfahrtsbeschränkungen in der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße Einschränkungen gerade für diese Antriebssorte geplant sind. Wir kümmern uns aber auch unabhängig davon schon seit Langem um alternative Antriebsarten und haben auch schon vor Jahren – zusammen mit der Handelskammer – eine Beschaffungsinitiative in Gang gebracht: „Hamburg macht E-mobil“.

Worum geht es da genau?

Das gründet auf der Idee, dass wir mit Herstellern in Gespräche gehen und Rabatte einfordern. Das ist bundesweit relativ einmalig, glaube ich. Wir haben das gemacht, weil wir auch „Luftgütepartner“ sind: Wir haben uns seitens der Wirtschaft verpflichtet, hier aktiv zu sein, um die Luftqualität in Hamburg zu verbessern – auch mit freiwilligen Maßnahmen.

Wie erfolgreich ist denn diese Initiative?

Die Rabatte gab es, was aber tatsächlich nicht gut funktioniert hat, das muss man sagen, ist die Inanspruchnahme.

Das hört man ja viel, wenn es um die Elektromobilität geht: ambitionierte Ziele, aber ernüchternde Zahlen etwa bei den tatsächlich zugelassenen Fahrzeugen.

Das ist auf Bundesebene so, und in Hamburg ist es nicht anders. Wir sind auch etwas verärgert darüber, dass die Autoindustrie einfach nicht hinterherkommt mit entsprechenden Modellen. Gerade die deutschen Hersteller wachen da irgendwie nicht recht auf. Deshalb machen wir jetzt auch die Veranstaltung, weil endlich auch in der Sprinter-Klasse etwas Bewegung reinkommt; das sind ja gerade die Fahrzeugtypen, die für Handwerksbetriebe besonders relevant sind. Jetzt kommen endlich etwas größere Fahrzeuge, und deshalb halten wir das für einen guten Zeitpunkt, zu informieren und Gelegenheit zum Testen zu bieten. Wir wollen damit auch ein bisschen Druck aufbauen, indem wir als Kammer sagen: Mensch, der „Maxus“ kommt aus China – deutsche Autobauer, wann kommen denn eure Modelle?

Gibt es, neben dem Fehlen passender Fahrzeuge, noch andere Gründe, warum Ihre Mitglieder nicht umsteigen, oder das nur zögerlich?

Ja. Der günstige Ölpreis ist ganz eindeutig eine schwierige Rahmenbedingung: Der freut uns zwar alle, die wir noch mit „Verbrennern“ unterwegs sind, aber für das Thema E-Mobilität ist er keine gute Nachricht.

Über E-Transporter und -Lastenfahrräder informiert heute die Handwerkskammer ihre Mitglieder – inklusive Probefahrten: ab 14 Uhr, Elbcampus, Zum Handwerkszentrum 1

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen