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heute in hamburg„Proteste eher ein Erfolg“

G20 Jutta Ditfurth und weitere AktivistInnen diskutieren über die Folgen der Gipfel-Tage

Jutta Ditfurth

65, ist seit den 1970ern linksgrüne Aktivistin, Sozialwissenschaftlerin und Autorin. Heute sitzt sie im Frankfurter Stadtparlament.

taz: Frau Ditfurth, was dachten Sie, als Sie die Bilder der Putzaktion im Schanzenviertel nach dem G20-Gipfel sahen?

Jutta Ditfurth: Ich hab das beobachtet. Die heißeste Nummer war, als Menschen anfingen, die Rollläden einer Bank zu putzen. Das war lächerlich. Aber es konnte einem angesichts des Putzens der Gehwegplatten von soviel staatstragender Affirmation übel werden.

Manche Linke feiern den G20-Gipfel als „Niederlage auf der Straße“ für die herrschende Politik. Auch das „Ums Ganze“-Bündnis ist mit dem Protest zufrieden. Wie ist Ihr Resümee?

Manche Erklärung ist etwas zu vollmundig. Allerdings würde ich in der Bilanz auch eher von einem Erfolg sprechen. Im Rückblick sollten aber dessen Ursachen nicht verfälscht werden.

Was meinen Sie damit?

Die Proteste waren nicht immer das Ergebnis von schlauen Strategien, sondern beruhten auch auf Zufällen und ungeplanten Ereignissen. Sie waren mitunter spontane Trotzreaktionen auf das Handeln der Polizei.

Was ist in Ihrer Bilanz eher negativ ausgefallen?

Bisher wurde nicht darüber gesprochen, dass sich auch hardcore-antisemitische Blocks in die Proteste einreihen konnten. Eine Reihe von Konflikten und Widersprüchen sind auszuhalten. Aber menschenfeindliche Positionen wie der antizionistische Antisemitismus haben in linken Bündnissen nichts mehr verloren. Damit ruiniert sich eine Linke, die die umfassende Befreiung der Menschen will. Hier sind Grenzen zu ziehen, das darf nicht länger tabuisiert werden.

Hat Sie die öffentliche Hysterie nach den Ausschreitungen überrascht?

Überrascht hat mich hinterher die Affirmation mancher Linksliberaler für den autoritären Polizeistaat. Das war zwei, drei Tage lang extrem. Andererseits hat sich das gewandelt, weil die Lügen der Polizei herauskamen. In gewissem Sinne war es gut, dass viele auch bürgerliche JournalistInnen vor Ort waren, eigene Erfahrungen mit der Polizei machten und deshalb über die Gewalt gegen Demonstrierende nicht hinwegsahen.

Sie waren während des Gipfels auch vor Ort. Was ist das bleibende Bild, dass sich bei Ihnen festgesetzt hat?

Ich habe noch nie über mehrere Tage hinweg am helllichten Tag so enthemmt-sadistische Polizeigewalt auch gegen AnwohnerInnen und JournalistInnen gesehen.

Interview: André Zuschlag

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