heute in hamburg: „Die spielen Krieg“
Film Eidelstedter Kulturzentrum zeigt Dokumentation über Flüchtlinge in Aleppo
51, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und betreut das Heimatmuseum
taz: Herr Höltermann, was beeindruckt Sie an der Dokumentation „Die Kinder von Aleppo“?
Thomas Höltermann: Mir vorzustellen, dass eine sechsköpfige Familie in direkter Nähe zur Frontlinie in Aleppo gelebt hat. Und dass sowohl die Kinder als auch die Frau es toll fanden, dass der Vater an der Revolution teilnimmt. Aber natürlich auch das Unverfälschte: dass die Kinder auch in dieser Ruinensituation anfangen zu spielen. Da musste ich immer wieder mit den Tränen kämpfen.
Was hat Sie daran berührt?
Mir vorzustellen, dass ich als Kind in der Lage bin, mich in so einer katastrophalen Lebenswelt dem Spiel hinzugeben. Natürlich sind die Spielinhalte nicht wirklich schön. Der Vater wird im Laufe des Films vom IS entführt und … die Kinder spielen Krieg. Das ist natürlich etwas, das mir völlig fremd ist.
Was erhoffen Sie sich davon, wenn Sie die Filme zeigen?
Verständnis für die Situation der geflüchteten Menschen zu schaffen. Eidelstedt wird Standort von Folgeunterkünften für Geflüchtete. Und da das Gebiet, in dem die Unterkünfte gebaut werden, ein eher schwieriges soziales Umfeld ist, machen sich natürlich einige Menschen Sorgen. Ohne sich darüber bewusst zu sein, weshalb die Menschen flüchten. Mit unserer Veranstaltungsreihe wollen wir Verständnis für die einzelnen Schicksale schaffen. Und eine Perspektive dafür, was die Menschen hier erwartet.
Also richtet sich die Veranstaltung an Skeptiker?
Ja. Sicherlich an diejenigen, die den Zuzug kritisch sehen. Aber, ob man die damit erreicht – das ist immer die Frage. Wir hoffen das. Der Film ist der dritte dieser Reihe und zieht auf jeden Fall Publikum ins Haus, das wir vorher noch nicht gesehen haben. Das Thema „politische Auseinandersetzung“ ist für ein Kulturzentrum nicht unbedingt ein Klassiker.
Und wie planen Sie die Geflüchteten zu integrieren?
Das wird im dritten Teil der Reihe passieren. Die Debatte ist hier im Stadtteil sehr hochgekocht als die Ansage galt, dass hier Unterkünfte für 400 Flüchtlinge gebaut werden. Die geplanten 175 Wohnungen sind ja noch nicht gebaut – die Geflüchteten noch nicht da. Die weiteren Teile werden sich eher mit den Perspektiven des Zusammenlebens beschäftigen. Da geht es darum Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen und sich darüber klar zu werden, was es für jemanden heißt, seine Heimat zu verlieren.INTERVIEWKatharina Kücke
Dokumentarfilm „Die Kinder von Aleppo“: 20 Uhr, Eidelstedter Bürgerhaus e.V.
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