heute in hamburg: Mehr als Quoten
Gleichstellung An der HAW werden Hochschul-Bedingungen für Frauen und Männer diskutiert
51, ist stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule für angewandte Wissenschaft in Hamburg.
taz: Sind Sie an Ihrer Hochschule schon einmal jemandem begegnet, der gegen Gleichstellung ist, Frau Neumann-Szyszka?
Julia Neumann-Szyszka: Ja, natürlich. Manche sagen einem das auf den Kopf zu, manche schicken eine Mail. Ich habe hier gerade eine, in der es heißt: „Gleichstellungswahn ist einer der Gründe, warum viele kompetentere Männer keine Stelle finden.“ Bei solchen Äußerungen handelt es sich aber um Einzelfälle, ich würde sie nicht als typisch für unsere Hochschule bezeichnen. Unsere Leitung engagiert sich sehr für Gleichstellung.
Sehen Sie die Gefahr, dass Diskussionen um Gleichstellung die Wahrnehmung dieses angeblichen „Gleichstellungswahns“ befeuern könnten?
Wenn man nur über Sprachregelungen und Quoten redet, dann kann das durchaus passieren. Wir werden das aber hoffentlich verhindern, indem wir über konkrete Erfahrungen sprechen. Wir thematisieren und diskutieren die Zukunftschancen unserer Studierenden und die Rahmenbedingungen von Studium und Lehre.
Ihre Veranstaltung wird ausschließlich von Frauen organisiert. Gibt es keine Männer, die sich für Gleichstellung einsetzen, oder wollten Sie nur keine dabeihaben?
Es gibt bei uns auch einige männliche Gleichstellungsbeauftragte. Mit denen kann man wunderbar zusammenarbeiten. Wir haben unsere Gäste eingeladen, weil sie sich mit den Themen, die wir diskutieren wollen, bereits ausführlich auseinandergesetzt haben. Dafür, dass sie alle weiblich sind, gibt es eine einfache Erklärung: Viele meiner männlichen Kollegen machen schlicht andere Erfahrungen, weil sie in Fächern mit einem geringen Frauenanteil arbeiten. In zahlreichen solcher Fächer sind proportional viel mehr Frauen im Wissenschaftssystem erfolgreich, als in Fächern mit einem hohen Frauenanteil.
Wie würden Sie auf Gleichstellungs-Kritiker reagieren?
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn heute auch Kritiker kämen! Es gibt bei uns durchaus Kollegen und Studenten, die eine andere Grundhaltung haben und diese auch artikulieren. Wir möchten deutlich machen, dass es um unterschiedliche Rahmenbedingungen geht und nicht primär darum, Männern etwas wegzunehmen.
InterviewLena Eckert
Vorträge und Podiumsdiskussion „Gleichstellung an der Hochschule“: 16–19 Uhr, HAW Hamburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen