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heute in hamburg„Tanz vor dem Fremden“

TheaterMit Kafkas „Das Schloss“ kommt dasThema Fremdenfeindlichkeit auf die Thalia-Bühne

Antú Romero Nunes

33, wuchs in Tübingen auf, ist seit 2014 am Thalia Theater und wurde für seine Regiearbeit bereits ausgezeichnet.

taz: Herr Nunes, glauben Sie, dass sich eine Vorstellung von Franz Kafkas „Das Schloss“ unmittelbar nach den Feiertagen lohnt?

Antú Romero Nunes: Ich denke eigentlich schon, dass diese Zeit vor Beginn des neuen Jahres gut ist. Gerade nach den Feiertagen kann es ja auch ganz lustig sein, sich solche grausamen Dinge anzusehen. Vor allem ist es neben der bedrückenden Geschichte um den Landvermesser K., der vergeblich um die Anerkennung seiner Existenz ringt, aber auch eine schöne Reise, auf die man sich als Zuschauer gemeinsam mit den Schauspielern begibt.

Welches Gefühl soll der Zuschauer denn am Ende der Vorstellung für sich mitnehmen?

Letztlich ist „Das Schloss“ von meiner Seite aus auch eine lebensbejahende Geschichte. Daher habe ich versucht, die fröhliche Stimmung mit dem Gefühl der Stagnation in der Geschichte zu kombinieren. Ganz am Ende heißt es in dem Stück: „Es gibt nichts sinnloseres als diese Freiheit.“ Ich möchte das Gefühl mitgeben, dass es Freiheit gibt und man gar nicht so verkrampft auf der Suche danach sein muss. Jedoch sollte sich jeder Gedanken machen, wie man Situationen verändern kann, sobald man in seinem Leben auf der Stelle tritt.

Sind Sie ein Liebhaber von Kafkas Werken?

Wer ist das nicht? Natürlich. Kafka ist ganz toll! Ich hätte nur nie gedacht, dass ich eins seiner Werke mal selbst auf die Bühne bringe. Da musste ich mich sehr zu überwinden.

Warum haben Sie sich für „Das Schloss“ entschieden?

Ich habe die Herausforderung angenommen und gemerkt, dass es irgendwie eine schöne Fläche ist, um eine Gesellschaft zu beschreiben, die vor dem Fremden eine Art Tanz aufführt. Das fand ich ganz besonders packend. Auch weil es inhaltlich so gut in unsere Zeit passt.

Wieso?

Themen wie Fremdenfeindlichkeit sind gerade heute ja sehr aktuell. Das Besondere an dem Stück von Kafka ist aber, dass es weniger darum geht, wie sich der Fremde in der Gesellschaft fühlt. Es zeigt eher, wie die anderen aus der Mehrheitsgesellschaft sich ihm gegenüber benehmen, ihn als Chance begreifen, aber auch für ihre eigenen Projektionen missbrauchen oder aus Angst abweisen. Es geht um diesen ganzen Tanz, den die Gesellschaft aufführt, sobald ein Fremder aufkreuzt. Diese Massenhysterie um das Fremde finde ich so interessant.

Interview: Nora Kaiser

Wiederaufnahme von „Das Schloss“: 20 Uhr, Thalia Theater

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