heute in hamburg: „Halluzination erzeugen“
Wissen Das Projekt „Mobiler Schwarzmarkt“ fragt nach dem Verhältnis von Körper und Technik
taz: Frau Hurtzig, 90 Experten stellen auf dem „Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“ ihr Know-how zur Verfügung. Wie finanziert sich das Projekt?
Hannah Hurtzig: Das ist aber eine komische Einstiegsfrage. Darf ich zu Beginn mal was zu Inhalt und Konzept sagen?
Gerne.
Das Thema des Hamburger Schwarzmarktes, „Behinderung, Technokörper und die Frage der Autonomie“, haben wir zusammen mit dem Verein Eucrea e. V. entwickelt, der die Finanzierung dieses Projekts beim Elbkulturfonds der Kulturbehörde beantragt hat und zusammen mit Kampnagel veranstaltet.
Warum gerade dieses Thema?
Der behinderte Körper ist in jeder Hinsicht ein herausforderndes Thema, erst recht im Zusammenhang mit Technikentwicklung, dort entstehen neue Verbindungen auf neuen Territorien. So ist beispielsweise der Direktor des Hamburger Instituts für Biomechanik eingeladen, darüber zu sprechen, wie Prothesen gemacht sein müssen, damit sie ihre Träger überleben. Und gleichzeitig spricht der Cyborg Patrick Kramer darüber, wie er mit neuesten technischen Implantaten am eigenen Körper experimentiert.
Glauben Sie also, dass eine Beschäftigung mit Behinderung die technische Diskussion mit anschiebt?
Das Beispiel oben zeigt ja, wie eng beide Bereiche zusammenhängen. Und es gehört noch viel mehr dazu: Die Kritik am technologischen Enhancement, das Recht auf Unvollkommenheit oder auf eine nachhaltige Ressourcenwirtschaft etwa.
Welche Rolle spielt Technik für Behinderte?
Wer Behinderung und Technik kombiniert, landet aktuell bei der Prothetik – wegen der Kriegsinvaliden. Es gibt aber auch einen Heilpraktiker, der richtig „poppige“ Ersatzbeine darstellt. Generell leben wir – ob behindert oder nicht – in einer Welt, in der Mensch und Maschine kooperieren. Erzählungen dazu gibt es aber kaum, höchstens ein bisschen ScienceFiction. Das ist verwunderlich.
Interview: David Joram
Schwarzmarkt für Nützliches Wissen und Nicht-Wissen. Das Publikum kann 30-minütige Einzelsitzungen buchen oder sich über das Schwarzmarktradio zuschalten: 18.30 Uhr, Kampnagel, Eintritt frei.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen