piwik no script img

heute in hamburg„Kein Voyeurismus“

Trans Lesbisch-schwule Filmtage starten. Cordula Thym ist mit „Female to what the fuck“ dabei

Foto: LSF
Cordula Thym

38, hat zusammen mit Katharina Lampert beim Film „FtWTF – Female to what the fuck“ Regie geführt.

taz: Frau Thym, was ist „typisch transgender“?

Cordula Thym:Alle haben eine gemeinsame Erfahrung: Sie müssen das Transsein meistern und mit den Reaktionen aus der Umwelt umgehen. Wie sie das tun, welche Strategien sie dafür entwickeln, ist wieder eine andere Frage.

Die Umwelt beginnt häufig in der eigenen Familie. In Ihrer Doku spielen Eltern und Verwandte aber überhaupt keine Rolle. Warum nicht?

Das Thema haben wir bewusst ausgespart. Wir waren nicht darauf aus, Konflikte zu thematisieren, es ging um Lösungsstrategien. Hätten wir die Betroffenheitsebene eingebaut, wäre das ein anderer Film geworden.

So liegt der Fokus auf den sechs Hauptdarsteller*innen. Wie ticken die?

Unser ältester Protagonist heißt Hans, obwohl er juristisch gesehen eine Frau geblieben ist. Er ist ein Lebenskunstwerk, hat nie Operationen vornehmen lassen, sondern nur Hormone genommen. Auch Manni ist spannend. Es will als „es“ bezeichnet werden.

Wie reagieren die Menschen auf es?

Es ist natürlich wahnsinnig anstrengend, vor allem für es, das geht schon bei der Sprache los. Da herrscht viel Erklärungsbedarf.

Die Doku zeigt auch, dass alle sechs die Geschlechtergrenze überschreiten – beginnend als Frau. Haben Sie niemanden gefunden, der seine Maskulinität ablegen will?

Stimmt, der Start erfolgt aus weiblicher Perspektive und strebt irgendeinen Punkt an, „to what the fuck“ eben. Das hat sich in der Konzepterstellung so ergeben, weil die Repräsentation von Transmännern weniger sichtbar ist. Uns ging es auch darum, Räume für Frauen zu öffnen; darum, die Auseinandersetzung mit Maskulinität in queeren Szenen widerzuspiegeln.

Sie thematisieren auch das Altern. Wo sehen Sie Unterschiede zwischen jungen und alten Transmenschen?

Das lässt sich nicht pauschalisieren. Den Hans gab es schon in den 90ern. Er hat einen spielerischen Zugang. Die Jüngeren sind in anderen politischen Diskursen groß geworden, sind wissenschaftlicher geprägt.

„Sex sells“ bei Ihnen nicht?

Wir wollten keinen Voyeurismus. Die Leute vor der Kamera auszuziehen, wäre respektlos gewesen.

Interview: David Joram

Lesbisch-schwule Filmtage, heute bis 23. Oktober. Die Doku läuft Mittwoch, 17.30 Uhr, im Metropolis

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen