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heute in bremen„Reparieren ist immer sinnvoller“

Uta Bohls41, ist Projektleiterin von „Repair - Reuse - Reduce“ und den Reparatur-Cafés bei der „KlimaWerkStadt“ Bremen.

Interview Selma Hornbacher-Schönleber

taz: Was ist ein Reparatur-Café, Frau Bohls?

Uta Bohls: Ein Ort, an den man mit kaputten Gebrauchsgegenständen hinkommen kann. Da gibt es fachkundige Ehrenamtliche, die bei der Reparatur helfen. Die Idee ist, möglichst viel in Kooperation zu reparieren. Aber wenn das gefährlich ist, zum Beispiel weil man mit Strom hantiert, machen die Ehrenamtlichen manchmal mehr selbst. Bei uns in der KlimaWerkStadt gibt es Unterstützung in den Bereichen Elektro, Fahrrad und Textil. Wegen den Corona-Abstandsregeln brauchen wir aber mehr Platz, deshalb lassen wir gerade die Textilien weg. Aber an unseren Nähmaschinen kann man auch zu den allgemeinen Öffnungszeiten arbeiten.

Und warum betreiben Sie die Reparatur-Cafés?

Weil Reparieren immer sinnvoller ist als neu oder gebraucht kaufen! Es spart Ressourcen. Wir haben alles zuhauf und schmeißen so viel weg. Gerade bei Elektrogeräten wird im Fachhandel oft gesagt, dass es sich nicht lohnt, sie noch zu reparieren. Aber damit ist immer nur der finanzielle Aspekt gemeint, nicht die immer knapper werdenden, Ressourcen. Vieles wird so hergestellt, dass man es eigentlich nicht mehr reparieren soll. Oft finden wir aber auch dafür im Reparatur-Café eine Lösung.

Wie oft können bei Ihnen Dinge denn tatsächlich repariert werden?

Darüber haben wir sogar eine Statistik geführt: In zwei Jahren wurden über tausend Gegenstände zu uns gebracht. Davon konnten wir fast hundert Prozent der Textilien und 95 Prozent der Fahrräder reparieren. Bei den Elektrogeräten waren es immerhin 60 bis 70 Prozent. Wenn es nicht geklappt hat, dann meistens wegen fehlender Ersatzteile.

Welche Menschen kommen zu den Reparatur-Cafés?

Reparatur-Café für Elektrogeräte und Fahrräder, 17 Uhr (jeden Mittwoch) in der „KlimaWerkStadt“, Westerstraße 58

Das ist tatsächlich unsere am breitesten besuchte Veranstaltung. Von jung bis alt und durch alle gesellschaftlichen Schichten kommen Leute da hin. Also ein breit gemixtes Publikum: Manchen ist es zu teuer, sich neue Sachen zu kaufen. Andere sehen es einfach nicht ein, Dinge wegzuschmeißen.

Und was kann man sonst noch in der KlimaWerkStadt machen?

Die KlimaWerkStadt ist vor allem ein Ort, um gemeinsam für den Klimaschutz aktiv zu werden. Wir haben ein breites Angebot mit Workshops, Vorträgen, dem Reparatur-Café, der offene Holzwerkstatt und auch unserem Materialfundus. Wir wollen so zeigen, wie es möglich ist, den eigenen Alltag klimafreundlicher zu gestalten. Aber uns ist auch wichtig, dass sich Gruppen treffen und sich viele Menschen mit ihren Ideen einbringen können.

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