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heute in bremen„Ich dachte nicht daran, die Welt zu retten“

Antje Boetius, 52, ist wissenschaftliche Direktorin am Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven und Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen.

Interview Alina Götz

taz: Frau Boetius, wollten Sie immer schon Meeresforschung betreiben?

Antje Boetius: Ja, das habe ich mir schon immer vorgenommen. Aber als Kind habe ich nicht darüber nachgedacht, dass so viel kaputt geht und wie es sein würde, die Welt zu retten. Ich habe mich eher gefragt, was da für ein riesiger unentdeckter Lebensraum auf mich wartet.

Heute Abend geht es um Nummer 14 der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Was besagt dieses?

Es geht um Leben unter Wasser. Dahinter steht eine Reihe von Zielen, beispielsweise die Stärkung und Verbreitung des Wissens darüber, welche Auswirkungen unsere Alltagshandlungen auf die Meere haben. Der Klimawandel wirkt sehr stark auf die Ozeane. Die Meere nehmen über 90 Prozent der Wärme und rund zwei Drittel des CO2 auf. Sie werden wärmer und saurer, was zu Nebeneffekten wie Sauerstoffmangel und dem Absterben von Korallenriffen führt. Überfischung ist ein weiteres Problem.

Welchen negativen Einfluss habe ich als Einzelperson darauf?

Wir realisieren gar nicht, dass die meisten Materialien über das Meer zu uns geschippert kommen. Die Containerschifffahrt ist eine wichtige Größe, die wir gerne vergessen. Der Dieselausstoß ist enorm, dazu kommen Kollisionsrisiken. Andere Missstände wie die schlechten Arbeitsbedingungen tangieren auch weitere Entwicklungsziele. Auch beim Fischkonsum haben wir Einfluss: Mehr als die Hälfte des Fisches, den wir essen, kommt aus Aquakulturen. Man tut immer so, als wären sie die Alternative zur Überfischung, dabei sind sie nur die Folge davon. Sie verschmutzen die Meere zusätzlich und haben Auswirkungen auf den wilden Fischbestand.

Werden Sie das heute thematisieren?

Vortrag „Ozeane, Meere und Meeres-Ressourcen nachhaltig nutzen“: 18.30 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4, mit Nadja Ziebarth (BUND-Meeresschutzbüro) und Antje Boetius

Mich interessieren vor allem die globalen Zusammenhänge und internationale Völkerverständigung. Wir werden sicherlich viel über den Klimawandel sprechen und den multiplen Druck auf unsere Ozeane. Dazu werde ich kurz erläutern, wo die Wissenschaft gerade steht und dass Klimaschutz auch Artenschutz ist. Denn in dem Bereich gibt es noch nicht so klar formulierte Ziele. Um individuelles Verhalten wie vegane Ernährung und Radfahren wird es weniger gehen.

Inwieweit begegnen Ihnen die Entwicklungsziele in Ihrer Arbeit am Alfred-Wegener-Institut?

Wenn wir unsere Forschungsprogramme schreiben, diskutieren wir immer, inwieweit diese zu den Nachhaltigkeitszielen beitragen. Das ist nicht bei allen so beliebt, denn teilweise widersprechen sich die Ziele auch. Aber grundsätzlich messen wir daran unsere Forschungsergebnisse.

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