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heute in bremen„Ganz viele haben profitiert“

Foto: privat

Horst Otto, 66, engagiert sich zu Erinnerungskultur im Verein „Erinnern für die Zukunft“ und der Denkort-Initiative Neustadt.

Interview Gareth Joswig

taz: Herr Otto, welche Geschichte hat die Vohnenstraße 3 in der systematischen Enteignung von Jüd*innen in der NS-Zeit, der sogenannten „Arisierung“?

Horst Otto: Die jüdische Gemeinde in Bremen musste das Haus 1939 unter enormem Verfolgungsdruck unter Wert an ihren vorigen Hausmeister, der dem Weltbild der Nazis entsprach, verkaufen. Im Keller des Hauses befand sich eine Mikwe, ein Tauchbecken, das rituellen Waschungen diente. Nachdem die Synagoge in der Gartenstraße abbrannte und viele Juden im Zuge der „Arisierungskampagne“ enteignet wurden, war die Gemeinde gezwungen, das Haus zu verkaufen.

Wie kam es nun zu dem Denkort?

Die Initiative Spurensuche.de und die Denkorte-Initiative Neustadt sind durch Gespräche mit Anwohnern auf die Geschichte des Hauses aufmerksam geworden. Dann haben wir recherchiert und versucht, die Geschichte der Verfolgung an diesem Ort zu rekonstruieren. Wir wollten den Fokus auf das Thema „Arisierung“ richten – in Bremen gab es flächendeckend ganz viele Menschen, die von antisemitischen Enteignungen profitiert haben. Dieses Thema wollen wir sichtbar machen und zugleich den heutigen Widerstand gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit stärken.

Heute wird ein Gedenkort vor dem Haus zur Erinnerung an die Mikwe und die „Arisierung“ eingeweiht. Wie sieht der aus?

Einweihung: Denkort gegen das Vergessen, mit dabei sind Elvira Noa von der jüdischen Gemeinde und Sozialsenatorin Anja Stahman (Grüne), 13 Uhr, Vohnenstraße 3

Die Vohnenstraße wurde gerade saniert. Wir konnten die Planung mitgestalten und haben nun gegenüber dem Wohnhaus einen kleinen Platz, an dem wir eine Stele und Tafeln aufgestellt haben. Auf der Informationstafel sind auch Skizzen der Mikwe, einordnende Texte und eine Karte mit Wegen zu weiteren Denkorten in der Neustadt zu sehen.

Was passierte mit dem Haus in der Vohnenstraße nach 1945?

Es wurde nach einem Vergleich mit der Hausmeisterfamilie an die jüdische Gemeinde zurückgegeben, die es danach verkaufte. Heute ist es ein Wohnhaus.

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