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heute in bremen„Er wolltediesen Frauen beistehen“

Foto: privat

Renata Maurer hat Theaterwissenschaft und Germanistik studiert und ist freie Autorin für mehrere Sender in Berlin.

Interview Jan Zier

taz: Wissen Sie jetzt, wie man sich als Samenspender fühlt, Frau Maurer?

Renate Maurer: Ich hab einen Einblick gewonnen, aber dieser Fall hier ist schon speziell.

Warum?

Maik wollte unbedingt helfen, weil er es ungerecht findet, wenn Samenbanken nur heterosexuelle Paare bedienen. Damals waren Single-Frauen und lesbische Frauen dort ausgeschlossen. Maik hatte da keine moralischen Bedenken. Aus seiner Sicht war das Samenspenden sogar ein bisschen subversiv: Wenn der Gesetzgeber homosexuelle Paare diskriminiert, wollte er, dass man sich zivilrechtlich hilft. Er wollte diesen Frauen beistehen.

Hat er heute irgendeinen Bezug zu seinen neun Kindern?

Einen eher entfernteren. Die Vereinbarung mit den Müttern war die: Man kann sich treffen, und er bekommt auch Fotos der Kinder. Er hat die meisten seiner Kinder schon gesehen und trifft sie vielleicht ein, zwei Mal im Jahr. Im Falle einer Mutter übernachtet er bei den beiden Mädchen oder sie dürfen bei ihm schlafen, wenn sie in Paris arbeitet.

Wissen Sie, wie seine Kinder dazu stehen?

Leider nicht. Ich konnte die Kinder nie treffen, die meisten sind aber auch noch sehr klein.

Er hat auf Verträge mit den Müttern verzichtet – muss er aber nicht im Zweifelsfall trotzdem für seine Kinder Unterhalt zahlen?

Ja, wenn die Mütter das einklagen und einen Unterhaltsantrag beim Amt stellen. Das hat bisher nur eine einzige Mutter gemacht. Deswegen muss er da jetzt zahlen, bis das Kind 18 ist.

War ihm das vorher klar?

Ich glaube, das war ihm nicht ganz klar. Früher war die Gesetzeslage da aber auch weniger scharf, sodass er viel weniger lange hätte zahlen müssen. Er wollte auf das Risiko der Vertrauensbasis eingehen und hat damit auch zunächst gute Erfahrungen gemacht.

Was wissen Sie über Maiks eigene Kindheit?

Radio-Feature „Kinderüberraschung. Aus dem Leben eines Samenspenders“:

20 Uhr, Hörkino im SWB-Kundencenter, Sögestraße / Am Wall

Er hatte eine sehr schwierige Kindheit in der DDR und neigte immer wieder zu Suizidversuchen. Er hat immer wieder schwarze Phasen – in denen er dann wohl Leben spenden wollte.

Hat er eine eigene Familie gegründet?

Nein. Er plant das auch nicht – und ist immer mit älteren Frauen zusammen, die schon Kinder haben.

Hat die Recherche ihr eigenes Bild auf Samenspender verändert?

Eher das der Mütter. Viele Frauen haben sehr viel auf sich genommen und brauchten einen sehr starken eigenen Willen, um diese Kinder zu bekommen.

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