heute in Bremen: „Die AfD ist ein politisches Chamäleon“
KONFERENZ Angesichts des drohenden Einzugs der AfD in den Bundestag laden der DGB und die Antidiskriminierungsstelle ADA zu einer Konferenz zum Thema Rechtspopulismus in Betrieben
54, ist Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Düsseldorf mit den Forschungsschwerpunkten Rechtsextremismus und Neonazismus. Häusler ist Hauptreferent der Betriebsrätekonferenz.
taz: Herr Häusler, hat die AfD tatsächlich irgendeinen Einfluss auf Betriebe?
Alexander Häusler: Ja, denn wir sind eine multikulturelle Einwanderungsgesellschaft, die sich natürlich in Betrieben widerspiegelt. Und genau da treibt die AfD einen Keil hinein.
Aber sie ist ja nicht gerade dafür bekannt, besonders gewerkschaftsfreundlich zu sein …
Die AfD ist ein politisches Chamäleon. Sie hat sich von einer neoliberalen, antieuropäischen Partei zu einer radikalen, rechtspopulistischen gewandelt. Sie ist eine „catch-all“-Partei, die die Unentschlossenen, die Wechselwähler an sich bindet. Sie folgt ihrem geistigen Vordenker Alexander Gauland, der klar sagt, dass sie die Partei der „kleinen Leute“ sein muss.
Was wird anders, wenn die AfD im Bundestag sitzt?
Die AfD ist dann noch etablierter, als sie es durch ihren Einzug in die Länderparlamente ohnehin schon geworden ist. Das bedeutet, dass zum Beispiel Rassismus noch salonfähiger wird – auch am Arbeitsplatz.
Was kann man tun, um dem entgegenzuwirken? Die traditionell SPD-nahen Gewerkschaften genießen ja auch nicht mehr unbedingt das Vertrauen der ArbeitnehmerInnen.
Spätestens seit der Agenda 2010 haben auch die Gewerkschaften ein differenziertes Verhältnis zur SPD. Aber vielleicht sollten sie mehr politische Arbeit betreiben.
Wie genau sollen sie das tun?
Indem sie mehr aufklären, mehr gewerkschaftliche Bildungsarbeit betreiben und deutlich erklären, dass es unter der AfD niemandem besser gehen wird als jetzt. In Europa gibt es genug Beispiele dafür, angefangen bei UKIP in England. Die hat ja mit den gleichen Argumenten wie die AfD die Wählerstimmen der Arbeiter bekommen. Und außerhalb Europas ist das populärste Beispiel natürlich der Milliardär und US-Präsident Trump.
INTERVIEW schn
Öffentliche Betriebs- und Personalrätekonferenz: 14 Uhr, Gewerkschaftshaus
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen