heute in Bremen: „Es ist sehr beglückend“
Ehrenamt Die Freiwilligen-Agentur informiert, wie man Flüchtlingskindern beim Deutschlernen hilft
47, ist Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Ehrenamtsförderung. Er ist seit elf Jahren in der Freiwilligen-Agentur aktiv.
taz: Herr Meyer, Sie suchen HelferInnen, die Flüchtlingskindern in Grundschulvorkursen Deutsch beibringen. Was muss man dafür können?
Frank Meyer: Man braucht im besten Fall Lebenserfahrung, Empathie, Geduld und ein bisschen Nervenstärke.
Das klingt nicht gerade nach einem Vergnügen.
Es ist kein Zuckerschlecken, aber es ist sehr beglückend, wenn die Kinder Erfolgserlebnisse haben.
Wie alt sind die Kinder?
Sie sind zwischen sechs und elf Jahre alt, einige haben keine Schul- oder Kindergartenerfahrungen, einige können sogar schon Deutsch lesen. Deswegen geht es in diesen Vorklassen zwar oft sehr trubelig zu, aber die Kinder gehen offen auf Leute zu und sind sehr wissbegierig.
Also kein Frontalunterricht?
Nein, es geht nicht um striktes lesen oder schreiben Lernen, sondern um Sprache. Wir arbeiten in Kleingruppen und machen Stuhlkreise. Dort singen wir dann oder spielen Kaufmannsladen.
Das klingt schon spaßiger.
Die Sprache sorgt für Komplikationen, aber es ist oft auch lustig. Es muss auch nicht immer chaotisch sein: Neulich hatte ich eine Gruppenarbeit mit zwei Jungs, die über eine halbe Stunde lang konzentriert gearbeitet haben. Es ist eine Frage der Betreuung: Eine Lehrerin kann nicht zehn Kinder in einem Vorkurs unter einen Hut bringen. Wenn aber ein freiwilliger Helfer die Lehrkraft unterstützt, kann man Gruppenarbeit machen.
Müsste nicht der Staat für ausreichend Personal sorgen?
Ja, Bildung ist Staatsaufgabe. Aber es spricht nichts dagegen, dass Ehrenamtliche Lehrer unterstützen. Wir organisieren seit zehn Jahren Lese- und Mathematikhelfer in Grundschulen und wurden gefragt, ob wir das auch für Flüchtlingskinder zum Deutsch lernen machen wollen. Ehrenamtliche in Schulen senden ein positives Signal an Schulkinder: „Da ist ein Erwachsener, der freiwillig in die Schule kommt. So schlimm ist es hier gar nicht.“ Interview: gjo
16 Uhr, Freiwilligen-Agentur Bremen, Dammweg 18-20
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