heute in Bremen: „Barriere in Gewohnheiten“
Tanzstück Das Kollektiv tanzbar_bremen führt in der Schwankhalle ihr inklusives Stück TRIADE auf
48, ist Tänzer, Leiter von Tanzfestivals und Choreograph u.a. beim Theater Osnabrück und im Ensemble tanzbar_bremen.
taz: Herr Grollitsch, was zeichnet die Kompagnie tanzbar_bremen aus?
Günther Grollitsch: Wir machen ausschließlich inklusive Arbeit. Mit Menschen, die beeinträchtigt und nicht beeinträchtigt sind. Finanziert werden wir durch das dreijährige Modellprojekt KompeTanz; das ist der Unterschied zu anderen Gruppen in der Tanzinitiative. Sonst könnten wir das nicht machen.
Wie entsteht so ein Tanzstück?
Anfangs meist mit einer Idee zu einem Thema, dem ein Rechercheprozess vorangeht. Daraus baut man mit den TänzerInnen choreografische Einheiten. Manchmal kommen die Ideen aber auch von den TänzerInnen. Die Stücke sind immer Uraufführungen, wir adaptieren keinen vorhandenen Stoff, wie man es von Theaterstücken kennt.
Welche Rolle spielt die Beeinträchtigung in den Stücken?
Gar keine. Wir wollen das nicht unterstreichen, der Fokus liegt auf der künstlerischen Arbeit.
Das Projekt KompeTanz möchte jungen SchulabgängerInnen mit Förderbedarf Kompetenzen für den Einstieg in den Arbeitsmarkt vermitteln. Wie kann Tanz neue Chancen bieten?
Die Kunstform Tanz ist ein Medium für Weiterbildung. Gerade für SchulabgängerInnen mit Beeinträchtigung sind die Soft Skills Voraussetzung für den Eintritt in den Arbeitsmarkt. Wir machen Öffentlichkeitsarbeit, Catering, Bühnenbild, Technik und so weiter. Dadurch können die Mitwirkenden herausfinden, wo ihre Stärken liegen.
Wie schafft man den Spagat zwischen diesen Anforderungen und der freien Kunst?
Der Spagat entsteht dadurch, dass wir mit professionellen KünstlerInnen und den jungen Erwachsenen aus den Schulen zusammenarbeiten. Die Tänzerin Neele Buchholz zum Beispiel ist eine Orientierungshilfe für junge Menschen. Die eigenen Barrieren stecken in den Köpfen und in den Gewohnheiten.
Interview: Elisabeth Nöfer
>TRIADE< am 16. 9. 16 in der Schwankhalle um 20 Uhr im Rahmen der Bremer Tanztage
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen