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heute in Bremen„Kinder brauchen Platz“

Tagung ExpertInnen und PolitikerInnen fragen sich, ob Bremen eine kindergerechte Stadt ist

Jürgen Brodbeck

50, ist Landschaftsplaner und plant seit 1997 Spielplätze.

taz: Herr Brodbeck, braucht es wirklich mehr Spielplätze: Rutsche, Schaukel, Sandkasten?

Jürgen Brodbeck: In Bremen gibt es definitiv zu wenig öffentliche Spielflächen. Das, was Sie ansprechen, betrifft die Gestaltung. Kinder brauchen keine Spielplätze, bei denen sie die Geräte in kurzer Zeit abgespielt haben, sondern Orte, auf denen sie sich wohl fühlen und lange aufhalten wollen.

Wie sehen die aus?

Grundsätzlich wollen Kinder dort spielen, wo sie andere Kinder treffen und wo sie Platz haben. Bei der Ausgestaltung kommt es auf das Alter an. Für Kinder bis zehn Jahre sind Naturerfahrungen sehr wichtig: Hütten bauen, auf Bäume klettern, ihre Umgebung verändern. Für die ganz Kleinen reicht oft erst mal die Sandkiste, in der sie gestalten können. Oder Wasser.

Und die Älteren?

Da geht es oft um Trendsportarten, aber verstärkt auch ums ´Soziale, ums gemeinsame Abhängen. Und die Anlagen müssen anspruchsvoller gestaltet sein, etwa wenn es ums Klettern geht.

Passt das alles auf ein Gelände?

Mit genügend Platz: Ja. Außerdem halten sich die Gruppen zeitlich versetzt dort auf.

Aber sind Spielplätze nicht immer Kinder-Ghettos?

Um Kinder gesund groß zu kriegen, braucht es eine Vielzahl von Räumen, in denen sie sozial agieren können: Streifräume und Straßen, auf denen sie skaten und Roller fahren können.

Und auch mal frei sind von Überwachung durch Erwachsene?

Ja, aber für Rückzugsräume, für Nischen fehlt oft der Platz. Oder es gibt eine Drogenproblematik – dann beeinträchtigen nächtliche Hinterlassenschaften das Spiel.

Welche Spielplätze in Bremen sind gut?

Da müsste man mal die Kinder fragen.

Wird das nicht gemacht?

Doch, aber nur stadtteilbezogen. Wir haben im Rahmen der Spielleitplanung Kinder befragt. In Borgfeld kam heraus, dass die Kinder am begeistertsten von einem Waldstück waren. In Schwachhausen wollten die Kinder mehr auf der Straße spielen können.

Kann man auf Schaukel und Rutsche ganz verzichten?

Nein, Kinder wünschen sich das. Aber es wäre gut, die Geräte in Beziehung zueinander zu setzen, so dass sie Fang- und Rollenspiele ermöglichen.

Können Sie Beispiele nennen, auf denen all diese Kriterien erfüllt werden?

Sehr gelungen finde ich in Borgfeld den Kiebitzbrink. Dort befinden sich in der Mitte die Geräte und drum herum gibt es eine Hügellandschaft mit Kletterbäumen. Es gibt sogar eine Jugend- und eine Kleinkindecke. Leider sind viele der Geräte abgebaut, weil sie marode waren. Unsere Kinder haben früher gerne auf dem Erweiterungsgelände im Rhododendronpark gespielt und der Wasserlauf in Pusdorf ist für Kleinere sehr attraktiv. Ich bin mir nicht sicher, ob der noch aktiv ist.

Interview: eib

14 bis 17 Uhr, LSB, Auf der Muggenburg 30.

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