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heute in Bremen„Ein rassistischer Diskurs“

Rassismus Der ethnische Hintergrund mutmaß-licher Täter hat in Nachrichten nichts zu suchen

Kiana Ghaffarizad

31, ist Kulturwissenschaftlerin und pädagogische Mitarbeiterin im Verein Arbeit und Leben

taz: Frau Ghaffarizad, was stört Sie daran, wenn Berichte über Straftaten den „ethnischen Hintergrund“ benennen?

Kiana Ghaffarizad: Die Debatte geht da in zwei Richtungen. Zum einen muss man sich fragen: Was haben wir überhaupt davon? Und dann begrifflich: Was ist überhaupt eine Ethnie?

Was ist denn mit dem Begriff?

Das Problem ist, dass er genau wie der Rassebegriff funktioniert. Ethnie ist ein kolonial-rassistisches Konstrukt, unter dem unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen vereinheitlicht und mit wertenden Eigenschaften versehen werden, die scheinbar natürlich und unveränderlich sind. Nun wurde Rasse mit Ethnie ausgetauscht, aber die Idee ist die Gleiche.

In Kriminalstatistiken ist das oft genau aufgeschlüsselt.

Das sorgt auch für Verzerrungen. Zum Beispiel bei der Frage nach der polizeilichen Kontrollpräferenz. Und auch: Wer wird häufiger angezeigt? Außerdem gibt es gerade bei illegaler Einwanderung Straftatbestände, die Deutsche gar nicht begehen können.

Wie aussagekräftig ist so eine Statistik dann noch?

Es ist auf jeden Fall ein wirkungsvolles Machtinstrument. Sobald man Zahlen hat, wirkt es glaubwürdig.

Der Presserat empfiehlt, den „ethnischen Hintergrund“ nur zu nennen, wenn ein begründbarer Sachbezug besteht. Ist das zu schwammig?

Ja, was soll denn das sein, ein begründbarer Sachbezug? Eine Fahndung? Neuerdings gibt es in Statistiken den „Nordwestafrikaner“. Wer bitteschön soll so aussehen? Und wem soll diese Beschreibung etwas bringen?

Werden dadurch rassistische Vorurteile geschürt?

Ganz klar ja. Das ist im Grunde ein rassistischer Diskurs: Vorverurteilung nicht mehr qua Gene, sondern qua vermeintlicher Herkunft. Während die AfD in mehreren Bundesländern zweistellig in die Landtage einzieht, ist so eine Benennung wie ein Brandsatz.

Interview: Karolina Meyer-Schilf

19 Uhr, DGB-Haus

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