herr hefele kriegt zwei minuten: ALBERT HEFELE über sportive TV-Moderatoren
Lieblings Zwergpinscher
Irgendwie ist mir heute furchtbar traurig zumute. Irgendwie drücke ich die Tasten meines guten alten Digital-Laptops heute geradezu wehmütig. Nostalgisch. Warum? Muss ich das wirklich näher erläutern? Den Lesern dieses Blattes? Blättchens? Ulla gar? Sind wir doch ehrlich zueinander, alle miteinander: erst kurz vor zwölf. Wenn es schon im Spiegel steht. Heißt für den Schreiber dieser Zeilen: Jede Kolumne könnte die letzte sein. Daher will ich mich sputen, um die verbleibende Zeit noch zu nutzen. Die letzten Dinge zu geißeln und anzuprangern, so lange noch das Lämplein glüht.
Volle Kanne, denn was gibt es nun noch zu verlieren? Also frisch ans Werk! Mal sehen, was es zu schimpfen gibt ... natürlich wie immer eine Menge über Leute, die sich im Fernsehen spreizen bzw. dieses im Schilde führen. Berti Vogts. Ja, den gibt es noch, und offenbar hat er genug vom Achterbahnfahren mit Sohn Justin. Nebenbei: Wie kommt einer wie Berti Vogts dazu, die Frucht seiner Lenden Justin zu nennen? Einer wie Berti Vogts nennt seinen Sohn Bernhard. Oder Rolf. Vielleicht sogar Kevin. Niemals jedoch Justin (sprich Dschasd’nn). Was war da los? Ein Missverständnis? Wollte er ihn eventuell Dustin nennen? Nach dem ihm – Berti – an Wuchs und Statur ähnlichen Hoffmann? – Just? Nach dem von Berti vielleicht heimlich bewunderten Just Fontaine (das wüsstet Ihr jetzt gerne, wer das war)? Eine Mischung aus Dustin und Just?
Wenn mir, wenn uns noch die Zeit bleibt, würde ich gerne an anderer Stelle weiter über diese Frage spekulieren. Aktuell muss ich Vogten aber einfach schimpfen, weil er an Günther Jauchs Seite für RTL die Champions League kommentieren mag. Eine prima Mischung. Lieber Herrgott von Biberach! Da muss ich jetzt schon gähnen. Jauch und Vogts. Mamas Liebling und der Zwergpinscher. Das ist nicht schön und ziemlich verächtlich formuliert, ich bleibe aber dabei, denn wer einfach nicht hören will, muss fühlen. Ich sage es noch einmal anders, aber nicht weniger deutlich: Berti, halt’s Maul! Reden ist nicht das deine, und wenn du’s trotzdem tust, kommt lauter kretinöser Mist heraus.
Und weil auch, der früher zumindest in Ansätzen freche Jauch, mittlerweile zu einem vorbildlich gekämmten und bis zum Kotzen harmoniesüchtigen Schoßhünderl mutiert ist, kann man den Ton beim Erscheinen beider getrost abdrehen. Apropos Jauch: Irgendwie scheint jener, was seine muffige Harmlosigkeit angeht, sogar noch auf seine ehemaligen Partner abzufärben. Siehe Marcel Reif. Zu begutachten in einer Art Talkshow, geführt von der Fernsehleiche Koschwitz? Koschnik? Jedenfalls, er – Reif – trug einen mehr oder weniger geschmackvollen Anzug und dazu – halten Sie sich fest – Sandalen. Was schon schlimm genug wäre, aber: Reif trug die allerverschärfteste, verschnarchteste Form davon. Sicherheitssandalen, solche, die mich, warum auch immer, an Maulkörbe erinnern und beim Gehen klappern. Und: keine Strümpfe. Noch mal: zum Anzug barfuß in den Sicherheitssandalen. Wenn da nicht Jauch hintersteckt. Apropos Bild verändert, apropos Fernsehleiche.
Ich dachte immer, zumindest schon länger, Harry Valerien sei bereits gestorben ... Nicht wenig verwundert war ich deshalb, als ich ihn ebenfalls im Rahmen einer Talkshow an der Seite von Amelie Fried erblickte. Zuerst dachte ich, es handle sich um eine Aufzeichnung von früher. Valerien trug nämlich ein astreines Flower-Power-Jackett. Eines dieser Dinger, die man damals aus Damast-Vorhangstoff gefertigt hat. Und über die meine Mutter immer Klage führte, weil es ihr in der Seele weh tat um den guten Vorhang.
Es hätte also gut eine Aufzeichung sein können von 1978. Dafür sah aber Valerien wiederum zu alt aus, und vor allem, woher sollte die ständig ihn anschleimende Amelie Fried 1978 gekommen sein? Die ist, wenn überhaupt, in den Sechzigerjahren wohl noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt; bzw. solchen FlaschInnen hätte man damals niemals eine Talkshow gegeben.
Fotohinweis:Albert Hefele, 48, ist Ergotherapeut und schreibt über die fundamentalen Dinge des sportlichen Lebens
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