greta kommt!: Die Wahl und ihre Siegerin
Noch mehr Stau: Freitag früh um sechs sollen die Absperrarbeiten in der Hamburger Innenstadt begonnen haben – für die große, die bewusst so kurz vor den Wahltag geplante „Fridays for Future“-Demonstration ab 14 Uhr auf dem Heiligengeistfeld. Mit rund 30.000 Teilnehmenden rechnen die Anmelder*innen, ihr Sicherheitskonzept sei aber ausgelegt „auf viel, viel mehr“, haben sie dem Hamburger Abendblatt gesagt – und: „Niemand muss sich fürchten.“
Das spielt eigentlich nur darauf an, dass es bei der noch größeren FFF-Demo im September – mit bis zu 100.000 Teilnehmenden – schon mal allzu voll und eng und Angst machend zuging. Aber FFF und Furcht, diese beiden finden noch ganz anders zusammen: Glauben wir manchem Leitartikel, dann gibt es keine größere Gefahr für unser fragiles Gemeinwesen als diese jungen Leute mit ihren lautstark vorgetragener Forderungen, die noch nicht gelernt haben, dass das Kompromisse-Schließen zum Erwachsensein gehört, angeblich.
Ist also der neue Stalin in der Stadt, wenn unter den 30.000 – bzw. „viel, viel mehr“ – auch Greta Thunberg sein wird? Natürlich nicht. Dass die längst zum Objekt niederträchtigen Backlashs gewordene Ikone der Klimaschutzbewegung nach Hamburg kommt, ist sogar ein Dienst an der Demokratie. Denn der Klimawandel zählt „zu den Top-Themen der Wahl am 23. Februar“, das hat der NDR erheben lassen: 97 Prozent der Befragten haben angegeben, Umwelt- und Klimaschutz seien ihnen wichtig oder sogar sehr wichtig, und für solche Prioritäten möchte man heute ja schon dankbar sein.
Eine Folge: Die relevanten Parteien haben durchweg Positionen in Klimafragen formuliert, auch jene, die sich so schrecklich schnell unter moralischen Druck gesetzt sehen wegen ihrer paar PS. Laut der NDR-Umfrage variiert die Bereitschaft, für den Klimaschutz auch höhere Kosten zu akzeptieren, je nach Parteiaffinität, und ja: bei Grüngesinnten ist sie stärker ausgeprägt als bei den Freund*innen der FDP. Die brav wiedergekäute Propaganda von der angeblichen „Klimahysterie“ bleibt aber, zumindest in diesem Wahlkampf, den Zündlern für Deutschland überlassen.
#HamburgWähltKlima, so haben FFF die Demo heute Nachmittag überschrieben und erklärt, dass die einzige Landtagswahl in diesem Jahr „eine Klimawahl ist“. Und bei allem Anerkennen, dass so was zuallererst Symbolik ist: Sollte am Sonntag wirklich über Klimapolitik abgestimmt werden, hätte die Wahl viele Sieger*innen. Alexander Diehl
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