globalisierung konkret: Serie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 6
Regeln für alle
Rein rhetorisch könnte diese Studie auch vom Weltsozialforum in Porto Alegre stammen: Sie dient dem Ziel, „den Zustand der Welt zu verbessern“, wie es auf dem Titelblatt heißt. Und befasst sich mit der Möglichkeit einer „Global Governance“. Doch sie stammt vom Weltwirtschaftsforum (WEF) der Manager, das gerade in New York tagt.
„Global Governance“, was nicht einfach mit Weltregierung übersetzt werden kann, bedeutet: ein weltweit gültiges Regelwerk, das die wirtschaftliche Globalisierung politisch steuert. Also ein Gegengewicht zur Welthandelsorganisation WTO. Denn: „Es besteht zunehmend der Eindruck, dass das existierende System globaler Institutionen nicht den Bedürfnissen der Weltbevölkerung entspricht“, heißt es in der WEF-Studie.
Klimaerwärmung, instabile Finanzmärkte – die Probleme sind bekannt, doch wer soll sich um eine Lösung kümmern? Eine Weltregierung mit „großer, auf Zwang beruhenden Autorität“, die den nationalen Regierungen befiehlt, was sie zu tun haben, wolle niemand, schreiben die Autoren. Auch der Gedanke an neue bürokratische Monster schrecke die meisten ab. Stattdessen setzt die Studie auf ein Zusammenspiel von existierenden Organismen wie den Vereinten Nationen oder den Industrie und Bürgerbewegungen.
Die großen Weltorganisationen müssten reformiert werden, damit sie „die Welt, so, wie sie ist, repräsentieren – und nicht die Welt von 1940“. Der Privatsektor, so die WEF-Autoren, „kann und soll“ sich freiwillig „hohen Standards von Verantwortung und Ethik“ verpflichten. Eine recht optimistische Hoffnung, in Zeiten weltweiten Wettbewerbs und hoher Arbeitslosigkeit in den Industrieländern. Die Bürgerbewegungen sollen Expertisen liefern und Stimmen ein Gehör verschaffen, die sonst untergehen würden. KATHARINA KOUFEN
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