piwik no script img

fondsanlegerErweiterung der Diskussion

Huch, wo sind wir?, mag sich gestern manch einer gefragt haben. Nachdem der rechtspolitische Sprecher der CDU, Michael Braun, im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von 150 Fondszeichnern der Bankgesellschaft am Dienstag von „Pogromstimmung“ sprach, meldete sich gestern sein Fraktionsvorsitzender Frank Steffel zu Wort. Es sei sich mit den Zielen der Bürgerinitiative um den FU-Professor Grottian einig, ließ Steffel mitteilen und forderte seinerseits die Anleger auf, ihr Verhalten zu überdenken.

Kommentar von UWE RADA

Nun mag man einwenden, das alles sei Taktik, hier der Hüter des Bankgeheimnisses, dort der Wächter über weiße Westen. Ähnlich verhält sich ja auch die Berliner Morgenpost. Die hatte kurz vor der Wahl Peter Strieder als Zeichner eines Publikumsfonds geoutet, nur um gestern empört zu titeln: „Schwarze Liste erschüttert Berlin“.

Doch die Widersprüchlichkeit der CDU ist mehr als Taktik. Vielmehr reiht sie sich ein in die überraschenden Statements zur Veröffentlichung, die quer zur ansonsten gültigen politischen Farbenlehre liegen. Hier ein SPD-Abgeordneter, der von Selbstjustiz spricht, dort eine grüne Fraktionsvorsitzende, die die Fondszeichner nicht „davonkommen lassen“ will. Dieser Strauß an Reflexen und Reaktionen ist ebenso bunt wie die Liste der Anleger, die von Georgia Tornow und Horst-Eberhard Richter bis zu Herausgebern des Tagesspiegels und den Münchner Fußballbrüdern Kovac reicht.

Nun könnte man mit einigem Recht argumentieren, dass unter den 150 genannten Namen sicher auch solche sind, die sich der Konsequenzen ihres Tuns nicht bewusst waren. Die überraschenden Reaktionen zeigen aber auch die Notwendigkeit einer Veröffentlichung. Sind sie doch Hinweis darauf, dass bislang über die Verantwortung der Bankmanager, ja auch der Politiker viel, über die Rolle der Anleger aber nur wenig diskutiert worden ist. Diese Leerstelle gefüllt zu haben kann die Diskussion nun weiterbringen. Schließlich gibt es nicht nur im alltäglichen Leben Konflikte, von denen es heißt: „Dazu gehören immer zwei.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen