fatima morgana: Islamische Neuerscheinungen
Coole Töchter Fatimas
Jasmin, Mona und Isa, gerade mal 13 Jahre alt, sind schwer pubertierend. Sie sind die coolsten in ihrer Multikulti-Klasse.
Mehr oder weniger dezenter Lidschatten, der Bauchnabel lugt ab und zu unter dem etwas zu kurzen T-Shirt hervor, auch bei 10 Grad minus, die Nägel sind bestens manikürt und in Olivenöl gebadet, und an der silbernen Kette um den Hals baumelt – die Hand der Fatima.
Jasmin, Mona und Isa haben nämlich einen bislang unerweckten Teil ihrer Identität entdeckt: Als Kinder aus binationalen Ehen mit einem Elternteil aus dem islamischen Kulturkreis sind sie stolz darauf, Muslima zu sein. Darin verstehen sie sich mit ihren türkischen, arabischen und schwarzen Kumpeln aus der Nachbarschaft, all diesen süßen Machos, die garantiert alles andere als „Streber“ und „Weicheier“ sind. Und mit all jenen, die sich irgendwie zu den „Verdammten dieser Erde“ – sprich: den Nichtangepaßten – zählen und nach dem elften September den Islam irgendwie „geil“ und „stark“ finden. Dass Jasmin, Mona und Isa nicht gerade ins Bild einer dem Manne untertanen Muslima passen, die ihre sexuellen Reize züchtig versteckt, ist für sie kein Widerspruch.
Ganz im Gegenteil. Dass frau sich unterwürfig verhalten müsse, das stehe doch überhaupt nicht im Koran, lassen Sie jeden wissen, der mit diesem Stereotyp ihre gerade entdeckte Identität in Zweifel zieht.
Solche Frauenbilder, erklären sie, sind von Männern gemacht. Damit hat ihr Islam nichts zu tun: Er ist einfach, praktisch und gut. Beten gehört nicht unbedingt dazu, fasten schon. Denn damit deckt sich ihr selbstentworfener, eklektizistischer Euroislam praktischerweise mit dem pubertären Wunsch nach einer schlanken Figur. Beim nächsten Ramadan sind sie dabei. Vielleicht. Wenn das Bekenntnis zum umstrittenen Islam dann immer noch ebenso obercool ist – wie Schminke, Schmuck und provozierende Antworten in der Schule. Sie haben ja die Wahl. EDITH KRESTA
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