: fakten
Macho-Test: der Sitzsack
Eigentlich spricht sein Gebaren für sich, aber in Kombination mit einem Sitzmöbel, gerne darf es ein bequemer Sessel sein, aber auch ein schnittiger Barhocker ist möglich, erkennt man ihn noch besser: den Sitzsack.
Beine breit, eine Hand mit abgewinkeltem Ellenbogen auf dem Oberschenkel – der Anblick dieses Kandidaten ist klassisch und vertraut. Er liest nicht, es sei denn Kontaktanzeigen, die er natürlich eigentlich sowieso nicht nötig hat, nie nötig haben wird.
Sein Outfit ist zeitlos, der vollplastische Oberkörper steckt im Blouson, und Goldschmuck schlingt sich um Handgelenk und Hals. Der Schnurrbart ist unvermeidlich, und steht ihm ja schließlich auch unheimlich gut. Die Schwellung unter dem Reißverschluss ist immer auf Standby geschaltet. Er kann nichts dafür. Er hält sich für gut.
In Biergärten fühlt er sich wohl, in Betriebskantinen, vorm Fernsehgerät, wenn Sport kommt, und auf Fußballplätzen sowieso. Überall da eben, wo Herrengedecke ausliegen. Aber er denkt auch gelegentlich an andere, schenkt Blumen, wenn in der Bild-Zeitung stand, dass Valentinstag ist. Und wenn er in Wallung ist, gibt’s auch mal Veilchen. Das musste dann mal sein. Und ist identitätsstiftend, verbindet ihn mit seinesgleichen: Lagerarbeitern, Polizeibeamten und Welfenprinzen.
Unsere Prognose: Schlagende Argumente für diese Spielart gibt es nicht wirklich, aber wozu auch. Als Kulturdenkmal wird uns dieser Kandidat noch lange erhalten bleiben.
Machofaktor: ♂♂♂♂♂
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