eskalation: Die CDU braucht die Gewalt
Eine Kapitulation vor dem Rechtsstaat hat der CDU-Innenpolitiker Roland Gewalt gestern den Polizeieinsatz am 1. Mai genannt. Etwas weniger verbalradikal, in der Sache aber ähnlich, äußerte sich Berlins Ex-Innensenator Jörg Schönbohm.
Kommentar von UWE RADA
Geht es nach den bloßen Zahlen von Verletzten und Sachschäden, steht Innensenator Körting mit seiner Deeskalationsstrategie in diesem Jahr besser da als all die CDU-Innensenatoren vor ihm. Warum also diese Kritik?
Für Gewalt und Co. ist es offenbar unerträglich, dass Körting nicht nur in den Bilanzen als Gewinner hervorgeht, sondern auch politisch. Erstmals ging von einer „revolutionären“ Mai-Demo keine Gewalt aus, heizte die Polizei die Situation nicht an, sondern agierte ruhig und überlegt.
Kein Wunder, dass da bei denen die Alarmglocken schrillen, die zwar immer davon reden, die Krawalltradition zu durchbrechen, in der Vergangenheit aber alles getan haben, um sie am Leben zu halten. Wie zum Beispiel Körtings CDU-Vorgänger Eckart Werthebach, dessen Demonstrationsverbot im vergangenen Jahr mehr zur „revolutionären“ Mobilisierung beigetragen hat als alle Flugblätter in den bundesdeutschen Jugendzentren.
Zu den Maibilanzen, die derzeit gezogen werden, gehört deshalb auch der Hinweis, dass nicht nur manche Jugendliche die Randale am 1. Mai brauchen, sondern auch die Law-and-Order-Politiker der CDU. Andere Themen, sich politisch zu profilieren, haben sie eben nicht.
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