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erzieherinnenHalbgare Reformen

Nach der Veröffentlichung der Pisa-Studie waren sich alle einig: Kindertagesstätten müssen als Bildungseinrichtungen anerkannt, ErzieherInnen besser ausgebildet werden. Zehn Monate später ist davon kaum noch etwas zu spüren. Sinnvolle Reformideen werden von maroden Haushalten begraben – nicht nur in Berlin. Die Idee, hier in einem Modellprojekt bundesweit erstmals die Fachhochschulausbildung von ErzieherInnen zu erproben, hat die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung jetzt zu Grabe getragen. Denn, so die Angst der Länder, studierte ErzieherInnen müssten mittelfristig besser bezahlt werden. Dass Berlin nun prüft, ob das hoch verschuldete Land den Modellversuch alleine stemmen kann, ist lobenswert – aber ein positiver Ausgang recht unwahrscheinlich.

Kommentar von SABINE AM ORDE

Stattdessen wird Berlin nun lediglich eine halbgare Reform der ErzieherInnenausbildung bekommen: Die Eingangsvoraussetzungen werden hochgesetzt, die strikte Fächerstruktur aufgehoben. Das sind kleine Schritte in die richtige Richtung, mehr aber auch nicht. Denn das Grundproblem bleibt: Das Niveau einer verschulten Ausbildung ist einfach schlechter als das einer Hochschule.

Damit bleibt Berlin – wie die gesamte Bundesrepublik – weiterhin Schlusslicht in der Europäischen Union. In allen anderen Ländern mit Ausnahme Österreichs absolvieren ErzieherInnen ein Hochschulstudium.

Diesen Schritt muss die Bundesrepublik auch endlich tun. Wenn man hohe Anforderungen an die Kitas formuliert – und das ist dringend notwendig –, muss man den dort Beschäftigten auch die Chance geben, diese erfüllen zu können. Eine gute Ausbildung ist die Grundlage dafür. Ein Modellprojekt in Berlin wäre dazu ein erster Schritt.

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