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Mein Weg zum Wochenendfalter
Letztens im Zug, irgendwo im Schwäbischen, schaut mich eine Seniorin über das Tischchen unseres Vierers hinweg an. „Sie machen das aber hübsch“, sagt sie lächelnd, „das hab ich noch nie gesehen.“ Ja, was denn? Ich lese Zeitung … Ach so! Sie meinte meine Faltkunst.
Jede Zeitung bringe ich auf mein ganz eigenes Maß. Das ist höchst variabel. Ich falte mir das Zeitungspapier so, wie es mir am besten passt. Meistens mehrfach, mir sind die Seiten zu groß und instabil. In der Regel halbiere ich fix das Papier einmal längs, dann wird noch mal quer gefaltet. Dabei kommt es auf die Größe der Überschriften an und aufs Foto oder eine Anzeige (prima wegfaltbar, aber es gibt sie heutzutage ja kaum noch). Übrig bleibt der pure Text. Das ist praktisch. Nichts stört dann mehr.
Ich muss schon als Jugendlicher gefaltet haben, also zu DDR-Zeiten. Woher meine Leidenschaft kommt, kann ich aber nicht erklären. Es fing an mit der ohnehin kleinformatigen Jungen Welt. Die Schweriner Volkszeitung, schon in größerem Format, und das Neue Deutschland, das damals die Ausmaße der Zeit hatte. Ich musste einfach knicken und knicken. Auch nach der Wende. Bis heute.
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Unter diesem Motto schreiben wir in Reportagen und einer Kolumne auf, was uns bis zum Ende der gedruckten Werktagstaz erinnernswert scheint. Viel Holz also noch bis zum 17. Oktober. Alle Zukunftsinfos unter taz.de/seitenwende.
Manchmal, zum Beispiel bei kleineren Texten wie Kommentaren oder Kolumnen, falte ich die Zeitung so lange, bis sie die Größe eines kleinen Schulheftes hat – oder die meines kleinen iPads, auf dem ich die taz unter der Woche in der App lese. Zeitungspapier gefaltet wird also nur noch am Wochenende: die wochentaz und die Süddeutsche Zeitung.
Andreas Hergethhat 1995 ein Praktikum in der taz absolviert und arbeitet seit 2014 im Berlinressort.
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