piwik no script img

dm und Alnatura vor GerichtKnatsch im Bioregal

Die Drogeriekette will bei den neuen Handelspartnern des Naturkosthändlers mitreden – und zieht vor Gericht. Die Unternehmen streiten schon länger.

Eigenmarke statt Alnatura, darauf setzt dm Foto: dpa

Berlin taz | „Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft“, sagte Alnatura-Gründer Götz Rehn noch im August 2014 zum Handelsblatt über dm-Gründer Götz Werner. Doch das langjährige vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Drogeriekette dm und dem Naturkosthändler Alnatura scheint heute zerrüttet: Die beiden Unternehmen streiten vor dem Landgericht Darmstadt.

„Es bestehen unterschiedliche Auffassungen über die Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen Alnatura und dm, die zu unserem Bedauern auf juristischer Ebene geklärt werden müssen“, erklärte Erich Harsch, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung.

Nach Informationen des Branchenmagazin Lebensmittelzeitung geht es in dem Prozess um eine Vertragsklausel, die dm Mitbestimmung bei den Vertriebspartnern von Alnatura zugestehen könnte und die unterschiedlich interpretiert wird. dm soll den Biohändler aus dem hessischen Bickenbach verklagt haben, weil der Drogist bei den neuen Handelspartnern von Alnatura mitreden will.

Eine Sprecherin von Alnatura bestätigte die Informationen: „Der Artikel entspricht der Situation.“Seit mehr als einem Jahr gibt es heftigen Streit zwischen den beiden Unternehmen. Auslöser war die Ankündigung von dm im November 2014, eine eigene Biomarke einzuführen und dafür Alnatura-Lebensmittel aus dem Sortiment zu nehmen. Insgesamt 200 von 600 Alnatura-Produkten sollen von der Auslistung betroffen sein.

Offenbar sind diese auch teilweise von veganen Angeboten des Großhändlers und Supermarktbetreibers Veganz ersetzt worden, die seit August in manchen Filialen verkauft werden. dm war einer der wichtigsten Abnehmer für Alnatura, die Bickenbacher dürften einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes über die Drogeriemärkte gemacht haben.

taz.ökobiz

taz.ökobiz beschäftigt sich gezielt mit Geschichten aus der nachhaltigen Wirtschaft – mit Analysen, Reportagen, Hintergründen. Regelmäßig auf taz.de und gebündelt auf einer Seite montags in der taz.die tageszeitung. Am Kiosk oder am eKiosk.

Ein neuer Vertriebspartner: Edeka

Mit dm-Gründer Götz Werner hat Alnatura von Anfang an zusammengearbeitet. 1986 startete der Verkauf der Produkte in den dm-Filialen. Werner verbindet nicht nur Geschäftliches mit Alnatura-Gründer Götz Rehn, sondern auch die gemeinsame anthroposophische Weltsicht sowie Privates: Die beiden sind verschwägert. In der Naturkostszene hat der Knatsch hohe Wellen geschlagen.

Alnatura hat deshalb in den vergangenen Monaten verstärkt im Inland und Ausland um neue Vertriebspartner geworben. Mit Erfolg: Zum Beispiel wird ein Teil des Sortiments über die Edeka-Märkte verkauft. Außerdem hat das Biounternehmen einen Onlineshop eröffnet, für den es mit Gourmondo zusammenarbeitet.

Welche Vertriebspartner dm gegen den Strich gehen, ist nicht bekannt. Zur Frage, ob dm mit seinem Gebaren nicht gegen die „langfristige, zuverlässige und faire Zusammenarbeit“ verstoße, die der Drogeriemarkt auf seinen Internetseiten beschwört, antwortet Geschäftsführer Erich Harsch: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir wegen des laufenden Verfahrens zum jetzigen Zeitpunkt keine nähere Stellungnahme hierzu abgeben können.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • dm-Gründer Götz Werner und Alnatura-Gründer Götz Rehn beide Verschwägert und anhängig der Anthroposophische Gesellschaft (ist das eine Sekte?) streiten gegeneinander, statt sich mit der Konkurrenz zu beschäftigen. Hier ist ein Streitschlichter unbedingt gesucht.

    • @Nico Frank:

      Nein, die Anthroposophische Gesellschaft ist keine Sekte. Vielmehr bildet die Anthroposophie die Basis in so manchem "guten" Unternehmen: dm, alnatura, Weleda, tegut, GLS-Bank, Speick, Dr. Hauschka u.v.m., weil neben vielem Kruden auch manch guter Gedanke im Oevre Rudolf Steiners zu finden ist, etwa die Menschendienlichkeit des Wirtschaftens, die Trennung zwischen Geistigem, Rechtlichem und Wirtschaftlichem und einiges mehr, hier rührt auch Werners kampf für das Grundeinekommen her oder Rehns Antrieb, nachhaltige Produkte zu liefern. Aber leider ist das Geistige dann auch bei Antrhoposophen manchmal weiter entfernt als das Monetäre, wie z.B. bei denns oder jetzt eben in diesem Streit, der doch nur Verlierer kennt.