dieser verdammte krieg (43):
CAROLA RÖNNEBURG führt heute das Kriegstagebuch der taz.
Die Christel von der Post
Save the last Eiertanz for me: Die Gesellschaft für deutsche Sprache muss am vergangenen Wochenende hocherfreut gewesen sein, lieferten doch die Redner auf dem Grünen-Parteitag reichlich Stoff für ihre Sammlung „Unwort des Jahres“.
Das Ja zum Krieg in „politischen Pazifismus“ umzubenennen, das ist schon eine Sprachverdrehung erster Klasse. Die oftmals beschworene „kritische Solidarität“, jene Worthülse, die Distanz zu Kanzler Schröders „uneingeschränkter Solidarität“ suggerieren sollte, kann da nicht mithalten; genauso wenig die Phrase von den „konfliktvollen Lernprozessen“, die grünen Opportunismus umschreiben.
Möglichst schwammige statt klarer Worte zu wählen, ist ein Mittel des Krieges. Wenn Soldaten töten, nennen Kriegführende das u. a. „Engagement“; ihre Kampfeinsätze heißen „Operation“ oder „Aktion“. Mit Bedacht pflegen die Nato-Mitgliedsländer die Sprachregelung, laut der der „Krieg gegen Afghanistan“ nicht so heißen darf, sondern „Kampf gegen den internationalen Terrorismus“: so vermeidet man die Rede von einem neuen Krieg, wenn der nächste Schauplatz vorgestellt werden muss.
Und während sich die Sprache des Krieges weiter entwickelt, tun das auch alle, die sie benutzen dürfen.
Am Montag fragte Ingo Kahle, Moderator beim Berliner „Info-Radio“, seinen Gesprächspartner von der Bundeswehr, ob die just gestarteten Wolldeckentransportflüge die Deutschen nicht ein wenig aussehen ließen „wie die Christel von der Post“, besonders, da ja nun „in Afghanistan die Post abgeht“.
MORGEN: Wiglaf Droste
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