diebstahl in „kampa“: Und endlich mitten im Leben!
Als die Berliner Seite der Süddeutschen Zeitung vor gut einem Monat aus Kostengründen eingestellt wurde, gönnten sich die traurigen Mitarbeiter einen letzten Spaß: Auf einer ganzen Seite sammelten sie „100 Gründe, die für Berlin sprechen“. Grund 24 dieser charmanten „Liebeserklärung an unsere Hauptstadt“ lautete: „Weil Strich, Synagoge und SPD-Kampa in einer Straße zu finden sind.“ Hier pocht eben das pralle Leben, das Unvereinbare trifft zusammen. Und gerade deshalb, um mitten im Leben zu sein, stellte die SPD-Wahlkampfzentrale Kampa hier ihre Zelte auf. Ob sie diesen Schritt nun bereut?
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Innerhalb eines Dreivierteljahres wurden zwei Laptops gestohlen – doch nicht ein neues „Watergate“ vermuten die Wahlkämpfer und die Polizei hinter dem Diebstahl, sondern, schade eigentlich, bloß schnöde Gier nach schicken Notebooks. Bleibt zu fragen: Wer könnte es gewesen sein?
Eine technikbegeisterte Prostituierte, die die Abrechnung für ihren Luden schneller erledigen will („Wie viel sind noch mal 70 Prozent?“)? Ein von Berliner Weiße und Hauptstadt trunkener Tourist, der sich ein Souvenir vom politischen Berlin unter den Nagel reißen wollte („Des hau i aus Berlin“)? Oder ein vom Objektschutz vor der Synagoge angeödeter Polizist, der sich die langen Nächte verkürzen wollte („Sicherheitsrelevante Daten – voll geil!“)?
Wir wissen es nicht. Berlin, das immerhin können die eingeflogenen „Kampa“-Wahlkämpfer gelernt haben, ist eine arme Stadt, in der schon ein Laptop einen Einbruch lohnt. Und eine gute Nachricht ist in der schlechten ebenfalls versteckt: Das Ziel der SPD-Kämper, mitten im Leben anzukommen, das haben sie erreicht.
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