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die wahrheitSchöner lernen mit Paukomat

Nach den Amokläufen der letzten Zeit werden jetzt Roboterlehrer eingesetzt.

Die Lehrroboter sind beweglicher als menschliche Pädagogen und können Wurfgeschossen ausweichen. Bild: ap

Emsdetten, Köln, Kaarst - Namen, die deutsche Lehrer in Angst und Schrecken versetzen. Angesichts sich häufender Amoklauf-Drohungen an deutschen Schulen geben viele ausgebrannte Lehrer endgültig die Kreide ab. Das deutsche Bildungswesen tut sich immer schwerer, geeigneten Lehrernachwuchs zu rekrutieren. Einen Ausweg aus der Misere zeigt jetzt ein Pilotprojekt in Bayern: Roboterlehrer könnten über kurz oder lang die Pädagogen aus Fleisch und Blut ersetzen.

Bei einem groß angelegten Robo-Teaching-Wettbewerb haben sich zum ersten Mal Roboterlehrer allein im schulischen Alltag bewegt. Sie sind dabei anderen Lehrautomaten und ganz normalen Lehrern begegnet und prompt in den ersten Roboterstau geraten. Elf Robotlehrer waren in der Münchner Alfons-Goppel-Gesamtschule angetreten, um unter sich auszumachen, wer sich am schnellsten und sichersten auf den Fluren und in den Klassenzimmern der bayerischen Laborschule bewegen kann.

Ausgerichtet hatte den Wettbewerb das bayerische Kultusministerium. Es befolgte damit den Auftrag des Landtags, dafür zu sorgen, dass ab 2015 ein Drittel aller Lehrer durch Robotersysteme ersetzt werden, um damit dem dramatischen Lehrermangel Einhalt zu gebieten.

Der rechnergenerierte Unterricht lief weitgehend störungsfrei ab. Die meisten Robotlehrer sprachen flott und flüssig. "Man konnte fast vergessen, dass da keine Menschen am Lehrerpult standen", bemerkte Professor Florian Grau von der Pädagogischen Hochschule München. Und bei den Schülern schienen die spacig gestylten Geräte bestens anzukommen.

Einige Bauteile in den Lehrrobotern haben schon fast Serienreife erlangt. Zum Beispiel hatten sieben der elf Finalisten einen rotierenden, silbrigen Zylinder auf dem Kopf. Darin verbergen sich Spiegel, Linsen und 64 Laser, die die Umgebung über 50 Meter weit abtasten und ein dreidimensionales Modell erzeugen, in dem sich die Bordcomputer orientieren können.

Über den Erfolg beim Test entschied aber ohnehin die Software der Roboter. "Das Modell Superteacher etwa hat ständig für die nächsten drei Sekunden über 1.000 mögliche Antworten berechnet", sagt Professor Grau. "Damit konnte er problemlos auf sämtliche Schülerfragen reagieren." Spiritus, der Roboter des Teams Klett-Teaching wiederum, verfügte sogar über ein Software-Modul, das in einer Zwangslage die schulischen Spielregeln nach und nach ignorieren konnte, um so einer drohenden Lernblockade zu entkommen. Den Schülern waren diese Details eher egal, sie staunten vor allem darüber, wie sicher sich die Automaten zwischen den Bänken bewegten. Ein Liebling war der Lehrroboter Paukomat. Der neongrün gestrichene Zweitonner war vom Schulbuchverlag Oldenbourg ins Rennen geschickt worden. Seine dröhnende Stimme war oft von Weitem zu hören, dank Vierradantrieb und -lenkung war er trotz seiner Größe beweglicher als manch menschlicher Pädagoge. So konnte Paukomat zum Beispiel mühelos den Papierkügelchen ausweichen, die die Schüler auf ihn abfeuerten. Offensichtlich bot der Hightech-Koloss für die Kids der Generation Playstation jede Menge Lernspaß.

Allerdings kam es bei dem ehrgeizigen Projekt auch zu verschiedenen unvorhergesehenen Situationen, weil manche Roboter etwas taten, was kein menschlicher Lehrer tut: minutenlang nachdenken. So entstand auch die Sache mit dem ersten Roboterstau der Geschichte. Weil ein Roboter zur Berechnung seines Wegs zum Pausenhof stehen geblieben war, hatte sich ein Stau von mehreren seiner Konkurrenten gebildet.

Bei einer anderen Gelegenheit fuhr Superteacher von hinten an einen schlafenden Schüler heran. Da sich nichts bewegte, schloss er nach Sekunden des Abwartens darauf, dass es sich um ein Hindernis handeln müsse und fing an, es mit seinen Greifarmen beiseite zu räumen.

Einen spektakulären Unfall hatte es nur im Chemiesaal gegeben. Der Roboter Spiritus des Klett-Teams hatte den Chemikalienschrank gerammt und eine mittelschwere Explosion ausgelöst. Der Teamleiter zeigte sich danach geschockt. "Roboter können die verschiedenfarbigen Flüssigkeiten noch nicht so gut unterscheiden", gab Arthur Klausen kleinlaut zu.

Angesichts solcher Fehler fragen sich Wissenschaftler, wie schnell Roboterlehrer in den Schulalltag kommen. Es werde noch "einige Jahrzehnte dauern", glaubt Florian Grau. Sein Ziel sind eher Assistenzsysteme, die den Lehrer unterstützen, ihm aber die pädagogische Verantwortung nicht abnehmen.

Der enorme Aufwand, den die Teams diesmal betrieben haben, werde auf Dauer kein Problem bleiben. "Als Forscher zum ersten Mal gezeigt haben, dass Lehrroboter mit einem Radargerät automatisch ihren Abstand zur Tafel oder zum Schüler regulieren können, war dazu ein Lastwagen voll Elektronik nötig. Heute passt die Technik in den Aktenkoffer des Robo-Teachers." Dass trotz dieser geballten Rechenpower nicht immer sinnvolles pädagogisches Handeln garantiert ist, musste das Entwicklerteam von Paukomat leidvoll erfahren. Der knuffige Schülerliebling wurde trotz eindrucksvoller Unterrichtsgestaltung im Finale doch noch disqualifiziert, weil er einen den Unterricht störenden Schüler kurzerhand aus dem Fenster im vierten Stock hielt - und offenbar vorhatte ihn fallen zu lassen.

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