die wahrheit: Afrikanische Anekdote
Eine Rohrzange und andere Merkwürdigkeiten in der Savanne südlich von Heidelberg.
Der Elch (Alces alces) gehört zur Ordnung der Paarzeher, trägt ein schaufelartiges Geweih, haust einzelgängerisch in sumpfigen Waldgebieten und ernährt sich bevorzugt von den Schösslingen verschiedener Laubbäume. Dies alles interessiert uns momentan freilich herzlich wenig, da die folgende Geschichte nicht von einem Elch, sondern von einem Löwen handelt. Der Löwe (Panthera leo) wird zur Gattungsgruppe der Großkatzen gezählt, ist ein ausgesprochener Steppenbewohner, brüllt ungemein laut und zeigt überhaupt wenig einnehmende Eigenschaften. Letzteres musste auch der Afrikareisende Herbert F. Greininger erfahren, als er im Jahre 1972 mit seiner Ehefrau Elsbeth den Kongo durchquerte. Am frühen Abend des achtzehnten April nämlich näherte sich ihm in schnellem Lauf ein ausgewachsenes Löwenweibchen, das ihn gleich darauf mit Haut und Haaren verzehrte und nur seinen nagelneuen Tropenhelm sowie eine Rohrzange übrigließ, die er aus unerfindlichen Gründen stets bei sich getragen hatte. Frau Elsbeth Greininger, geborene Stumpff, konnte sich durch die rasche Erkletterung einer Dattelpalme (Phoenix dactylifera) dem Zugriff des Tieres entziehen und wurde einige Tage später ohne ihr ausdrückliches Einverständnis von Kumbalo dem Ersten, einem Stammesfürsten der Bantus, geehelicht. Dieser eignete sich zudem auch den Greiningerschen Tropenhelm an; über den Verbleib der Rohrzange ist nichts Näheres bekannt. Im Lauf der Jahre schenkte Fürstin Elsbeth Kumbalo, geborene Stumpff, verwitwete Greininger, ihrem zweiten Gatten sechzehn gesunde Kinder und lebt heute als mehrfache Großmutter am Oberlauf des Nils. Ihr drittjüngster Sohn, Kumbalo der Siebte, studiert in Heidelberg Zoologie und arbeitet ironischerweise an einer Dissertation über das Sozialverhalten der Elche.FOTOS: AP (1), REUTERS (1)
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