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die wahrheit"Mir geht es nur um Post"

Nach der Zumwinkel-Affäre. Ein Gespräch mit dem designierten Post-Chef Eugen Egner.

taz: Herr Egner, Sie haben sich dazu bereit erklärt, im Amt des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post AG die Nachfolge des geschassten Managers Klaus Zumwinkel anzutreten, "sobald der Interimskandidat Frank Appel abgewirtschaftet hat", wie Sie sagen. Der Öffentlichkeit sind Sie bislang jedoch vor allem als Verfasser des "Tagebuchs eines Trinkers" aufgefallen. Welche Qualifikationen bringen Sie für den neuen Job mit?

Eugen Egner: Gehen Sie mir doch weg mit dem blöden "Tagebuch". Worum es geht, ist Folgendes: Ich bekomme gern Post. In letzter Zeit hat mich der diesbezügliche Eingang aber überhaupt nicht mehr zufriedengestellt, weshalb ich mir vorgenommen habe, Chef des Unternehmens zu werden. Damit das besser wird. Mit der Post. Ich meine, damit ich wieder mehr Post kriege. Es kann ja wohl nicht sein, dass der Chef der Post dann so wenig Post bekommt wie ich zurzeit. Oder?

Die Kapitalmärkte in Frankfurt und New York werden nicht unbedingt freundlich auf Ihre Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Post-Vorstands reagieren

Gehen Sie mir doch weg mit den blöden Kapitalmärkten. Was habe ich denn mit Kapital zu tun? Ich misch mich doch nirgendwo ein! Mir geht es nur um Post.

In vielen Ihrer Bildergeschichten wird etwas durchgesägt, seien es nun Häuser, Frauen oder Kinder. Darf man daraus Rückschlüsse auf Ihren künftigen Umgang mit der Postbank ziehen?

Wie: Durchsägen? Versteh ich nicht.

Eines Ihrer bekanntesten Bilder zeigt eine Frau, die ihrem Mann den Nachwuchs mit den Worten präsentiert: "Uns ist ein Kind geboren." Und der bereits über die Werkzeugkiste gebeugte Mann erwidert: "Ich sägs durch."

Das ist kein Mann, sondern ein Wolf. Ein Sägewolf. Der würde die Post wahrscheinlich durchsägen, das kann sein. Aber ich selbst pflege meine Post nicht durchzusägen, ich bin doch nicht blöd. Wo ich doch so wenig Post bekomme! Durchsägen! Wenn ich das schon höre!

Lassen wir dieses Thema also beiseite. Herr Egner, man erwartet von Ihnen natürlich auch eine zielgruppenorientierte Ansprache an jüngere Kunden. Welchen Slider würden Sie zum Navigieren empfehlen?

Fuchsschwanz.

Ist notiert. Sprechen wir von der Zukunft: Im Zeitalter der Globalisierung kommen unablässig neue Herausforderungen auf Ihre Branche zu. Wie beurteilen Sie die Überlebenschancen des klassischen Postboten im 21. Jahrhundert?

Die verdammten Postboten sollen mir gefälligst genug Post bringen. Aber nicht nur solchen Dreck wie Reklame oder Rechnungen. Sonst sind sie an ihrem Aussterben selbst schuld.

Eine letzte Frage: Schreiben Sie eigentlich alles mit der Hand?

Was alles? Was schreibe ich denn?

Schwarze Zahlen? War nur ein Scherz. Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Egner.

Welches Gespräch?

INTERVIEW: GERHARD HENSCHEL

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