die wahrheit: Der homosexuelle Mann...
… hat eine neue Feindin. Eine - wieder einmal wie so oft - aus dem eigenen Haus: die Schnacksel-Else von der Donau, besser bekannt als Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.
… hat eine neue Feindin. Eine - wieder einmal wie so oft - aus dem eigenen Haus: die Schnacksel-Else von der Donau, besser bekannt als Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. "Contra naturam" sei die Homosexualität, hat Durchlaucht in einer Talkshow von sich gegeben, dagegen helfe nur "viel beten".
Ist das doppelte Lebensbuchführung, fragt man sich nach so viel Quatsch, oder Borderline? Oder nur die Abrechnung mit den vermeintlich bösen Geistern von einst? Schließlich hat die Frau mit den 15 Vornamen ihren Titel, ihr glamouröses Leben und ihr gesamtes Vermögen von laut Forbes geschätzten 2,3 Milliarden US-Dollar, das sie inzwischen an Sohn Albert weitergegeben hat, einem Schwulen zu verdanken. Prinz Johannes von Thurn und Taxis entführte - nach seinem ersten homosexuellen Leben - 1980 die 20-jährige Gloria aus den "nicht besonders begüterten" Verhältnissen ihrer Herkunft und befolgte so die strengen Erbauflagen seiner Eltern: Der Zugriff auf das beträchtliche Familienvermögen war ihm nur nach einer Heirat möglich.
Dass der Erbprinz sich bis zu seiner Eheschließung nicht für Frauen interessierte, wurde gern in Adels- und anderen Kreisen sabbernd kolportiert. Immer umgeben von hübschen Jungs ließ er - so hieß es - nichts anbrennen. Einmal, so prahlte Prinz Johann im Oktober 1984 in New York vor Andy Warhol, habe ihn Marilyn Monroe versucht zu verführen. Er habe lediglich ihre Brüste getätschelt, sei dann aber verschwunden. "Er habe sich damals nichts aus Frauen gemacht", erinnerte sich Warhol in seinem Tagebuch, "er sprach das ganz offen aus. So reden sie nun mal … Und dann spricht er über Jungs mit großen Schwänzen", notierte der Künstler weiter: "Es ist sehr eigenartig." Und das alles im Beisein der "Märchenprinzessin" (Warhol), die sich zum Abschluss ihrer Visite beim Pop-Art-Meister einen Schwanz auf die neueste Ausgabe der Warhol-Zeitung Interview zeichnen ließ.
Wegen dieser Vergangenheit ihres Mannes muss sich Gloria wenige Tage nach ihrem skandalösen TV-Auftritt von BamS-Reporterin Anna von Bayern befragen lassen: "Es gab immer wieder Gerüchte, dass Ihr Mann Johannes diverse sexuelle Präferenzen hatte …" Die Prinzessin ist um eine Antwort nicht verlegen: "Das waren die wilden 70er Jahre. Mein Mann war ein Kind seiner Zeit, der hat nix ausgelassen. Johannes und ich haben uns sehr geliebt, und er war froh, als wir uns gefunden hatten." Dann legt sie nach mit ihrer verschrobenen Homo-Theorie: Reine Homosexualität gebe es gar nicht, "das ist eine Zeitlang modern, so wie damals bei den alten Griechen. Und dann wird daraus ein Kult gemacht." Und überhaupt: "Im Katechismus steht, dass ausgelebte Homosexualität falsch ist. Das ist die katholische Lehre."
So plappert eine Fundamentalistin daher, die dank ihres Namens jede Bühne geboten bekommt, und gibt all jenen eine Stimme, die in diesen aufgeklärten Zeiten nicht mehr gehört werden. Amerikanische Verhältnisse kommen mit Gloria nun auch hier zum Zuge: Ihr Buch - gemeinsam verfasst mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner -, in dem ihr gesammelter Unsinn noch einmal nachzulesen ist, steigt diese Woche in der Bestseller-Liste des Spiegels ein auf Platz 20.
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