die wahrheit: Gurkengratin der Liebe
Das geheime Tagebuch der Carla Bruni - Heute: Nici, das Leckermäulchen oder das birnenförmige Schrumpelding.
Mon cher journal intime …
Ich hab jetzt mal was klargestellt. In der Öffentlichkeit. Die sollen langsam mal kapieren, mit wem sie es hier zu tun haben. Andere Königinnen hätten auch einen Mitarbeiterstab, habe ich gesagt und verlauten lassen, ich würde mir jetzt einen zulegen. Ich brauche zwar nicht 47 Mitarbeiter, wie Laura Bush, ich muss ja auch nicht so viel beten. Nein, zwei Hände voll Mitarbeiter reichen fürs Erste. Hab ich auch schon. Natürlich hab ich mir nur Jungs ausgesucht. Was mir die, ehrlich gesagt, sehr ersehnte Möglichkeit gibt, mal wieder ein wenig mehr Herrenkontakt zu haben. Der kommt ja in letzter Zeit etwas kurz. Also: Ich hab jetzt drei Männer zum Hundeausführen - für jeden Hund einen. Einen zum Briefmarkenanlecken, einen zum Zeitungumblättern und einen, um herauszufinden, was man über mich spricht. Dann habe ich es immer gern, wenn die Kugelschreiberminen schon draußen sind. Das kann aber auch derjenige mitmachen, der die Zeitung umblättert, weil ich sowieso immer nur eine Sache zur gleichen Zeit machen kann. Dann habe ich noch einen fürs Aufladen meines Laptops engagiert und einen, um die Leerzeichen zu löschen, die mir beim Schrei ben immer mal reinh u schen. Am schwierigsten aber ist das Zuschauen, ob ich nichts vergessen habe. Weil es mir ja ständig passiert, dass ich Handtaschen, Radiergummis oder mein Schminktäschchen irgendwo liegen lasse. Da habe ich einen mit Harvard-Abschluss genommen. Der ist vielleicht nicht so gut im Bett, aber wenigstens muss ich mir dann nicht ständig einen neuen Kamm kaufen.
Mittwoch, 20. 5. 2009
Ich werde Flugbegleiterin! Jawohl! Meine letzte Platte ist in das Einschlafrepertoire des A 380 aufgenommen worden. Für die Flüge nach Singapur. Ab dem 2. Juni werde ich es sein, zu deren rauchiger Stimme Geschäftsmänner langsam das Haupt senken, vom Whisky schon ganz trüb im Kopf, um noch einmal nach der Stewardess zu klingeln, die ihnen die Decke über die Schultern legt. Dann werden sie unter meinem Gesang selig wegdämmern und in das Reich wohliger Träume übergehen, in denen sie von Stewardessen feurig geritten werden, ohne dass deren Käppi verrutscht. Und weil die Geschäftsmänner, wenn sie aufwachen, bald an ihrem Reiseziel sind und so unglaublich gut geschlafen haben, finden sie die Singapore Airlines ganz toll und fliegen wieder mit denen. Ich bin also quasi Teil der Qualitätsgarantie.
Donnerstag, 21. 5. 2009
Das Volk regt sich mal wieder auf. Weil ein Video kursiert, auf dem Nici und ich uns auf den Mund geküsst haben. Ja, mein Gott, was glauben die denn, was wir hier machen? Händchenhalten und drauf warten, dass ein Baby kommt?! Nur weil wir das vor der Kamera gemacht haben. Die können froh sein, dass wir uns nicht vor der Kamera geliebt haben. Das wäre ein Skandal, wo Nici doch immer die Socken anlässt. So aber verstehe ich die Aufregung wirklich nicht. Und dann noch die Sache mit dem "Chou Chou". Als Nici ging, habe ich ihm "Bleib brav, mein kleiner Chou Chou" nachgehaucht. Das ist mir einfach so rausgerutscht. Das würde ich ja nie in der Öffentlichkeit zu ihm sagen. Da sag ich ihm lieber "Geh aufs Ganze, toller Hecht" oder "Zeig's ihnen, Großkaliber", lauter Dinge, die der Öffentlichkeit demonstrieren, wie sehr ich seine Kraft bewundere. Zum Glück ist die Presse so doof und damit zufrieden, zu denken, "Chou Chou" bedeute Liebling, wie das Wort "Chouchou". Denn natürlich war noch keiner von den Ignoranten je auf La Réunion und kennt dieses unglaublich leckere Gurkengemüse, aus dem die da alles machen, vom Gratin bis zur Tarte. Das liebt Nici ungemein, und weil es irgendwie auch ein wenig aussieht wie Nici beziehungsweise Nici wie die birnenförmigen Schrumpeldinger, nenne ich ihn seit unserer Reise manchmal "mein kleiner Gurkenkönig". "Mein kleiner Chou Chou".
Samstag, 23. 5. 2009
Ich glaube, ich werde langsam etwas blöd im Kopf. Überall sehe ich Plakate für "Eric Clapton Erinnerungssalben". Erinnerungssalben, Erinnerungssalben … die ganze Zeit rätsle ich, was das nun wieder sein könnte, eine Erinnerungssalbe. Von Eric. Der kann ja nicht mal Bacardi-Cola mixen, wie will der denn eine Salbe machen? Noch dazu eine zum Erinnern? Vier Tage lang habe ich die Plakate in der Stadt gesehen, bis es mir irgendwann wie Schuppen von den Augen fiel: Ich hab das falsch gelesen. Da steht nicht "Erinnerungssalben". Da steht "Erinnerungsalben". Der will keine Medizin verkaufen, sondern Platten. Die haben seine ganze Hippieschmiere als "Clapton-Cream" neu zusammengestellt und verscherbeln das jetzt als "vergiss Eric Clapton nicht". Ich glaub, Clapi braucht Geld. Wie peinlich!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!