die wahrheit: Als nackte Nonnen durch die tollen Terrortage
Nach einigen Turbulenzen wachen der Jackie und der Hubsi erstmals an Aschermittwoch ohne Unterbier auf.
Auf einen Fasching hat der Jackie generell nicht viel Lust, vor allem seit dem letzten Aschermittwoch, wo er bei dieser angeblichen Filmschauspielerin irgendwo auf dem Land aufgewacht ist und sich drei Stunden lang zwischen Mühldorf und Haag verfahren hat, bis ihn der Kerl in dem Wirtshaus, wie er sich zum dritten Mal nach dem Weg nach München erkundigt hat, gefragt hat, ob er schon mal daran gedacht habe, sich entmündigen zu lassen.
Deshalb war er skeptisch, wie am Rosenmontag der Hubsi angerufen hat, er wisse die absolut ultimative Faschingsparty, wo die gesamte Promiszene versammelt sei, und das einzige Problem sei der Maskenzwang, aber da solle sich der Jackie halt ein paar Gedanken machen.
Also hat der Jackie sich beraten lassen und erfahren, dass es am einfachsten und billigsten sei, wenn sie als Araber gehen, hat zwei so Kutten und Kopftücher besorgt, im Café Schwabing auf den Hubsi gewartet und sich gleich noch einen zweiten Caipi bestellt, um die blöden Sprüche zu ertragen, von wegen Nachthemd und Bin Laden und ob er nicht lieber einen Pfefferminztee wolle und ob der Sprengstoffgürtel auch nicht zu eng sitze.
Der dicke Kerl von dem Eventheft hat gesagt, Arabien sei voll im Kommen, und wenn er nicht so klamm wäre, hätte er sein neues Event-Projekt gleich da drunten in Dubai oder Dingsbums gestartet, und wie der Jackie gesagt hat, er solle nicht so blöd daherreden, hat er sich zwei Pizzas bestellt und gesagt, aufgeschlossener seien die im Nahen Osten inzwischen auch als so manch ein westlicher Stinkstiefel, und hat sich weggesetzt. Dann ist endlich der Hubsi eingelaufen, hat den Jackie erst nicht erkannt und gemeint, er wisse nicht, ob es eine gute Idee sei, als schwule Klosternonne zu gehen.
Dass das Fest nicht in einer Villa oder einem Loft oder Schloss, sondern in einer Riesenhalle stattgefunden hat, war leicht verdächtig, aber nachdem der Protein-Paul, der dort Ordner war, sie über die Tiefgarage hineingeschleust hat, waren sie halt drin und haben geschaut, was so los ist und wo es die Freigetränke gibt.
Der Jackie hat keinen Menschen erkannt, weil alle maskiert waren; also hat er etwas, was entfernt wie ein netter Hase ausgeschaut hat, gefragt, wie es ihr gehe und was sie so mache, aber geantwortet haben die zwei Bodyguards, die er zuerst nicht gesehen hat, und zwar dass er gefälligst die Finger von der Tochter des Kreisvorsitzenden lassen solle, weil es sonst raucht.
Inzwischen war der Hubsi verschwunden, also ist der Jackie aufs Klo, um ihn zu suchen, dabei hat sich aber der Gürtel von seinem Kaftan gelöst und das Ding ist immer länger geworden, so dass er kaum noch gehen hat können, und wie er in dem Seich auf dem Klo auf den Saum draufgestiegen ist, ist er ausgerutscht und mitsamt einer Kabinentür in die Kabine hinein und auf einen dicken Mann gestürzt, der mit der Schüssel umgekippt ist und zum Brüllen angefangen hat, und dann haben vier Bodyguards den Jackie gepackt und hinausgetragen, und einer davon hat in ein Funkgerät gesagt, man habe einen besoffenen Taliban geschnappt, der einen Anschlag auf den Ministerpräsidenten verüben wollte.
Bei der Polizei hat er den Hubsi getroffen, der erwischt worden war, wie er die Tochter einer Landrätin angefasst hat, und dann sind sie in die Ettstraße gefahren und eingesperrt worden, und es hat die ganze Nacht gedauert, bis endlich geklärt war, dass sie harmlos und nur rein zufällig in den internen Faschingsball der oberbayerischen CSU hineingeraten sind.
So sind der Jackie und der Hubsi am Dienstagvormittag in die Fußgängerzone getorkelt und haben beschlossen, nie mehr zum Fasching zu gehen und diesen Schwur am besten gleich im Weißen Bräuhaus in die Tat umzusetzen, aber dabei sind sie in eine Gruppe von Leuten geraten, die in bunten Fummeln auf Stelzen durch die Gegend gehüpft sind, und wie der Hubsi aus Versehen einer davon unter den Rock geschaut und der Jackie gefragt hat, wie die Luft da oben sei, haben die ihnen mit Zeptern und Tamburstöcken auf den Kopf geschlagen.
Beim Wegrennen ist der Jackie wieder auf seinen Kaftan gestiegen und in einen Brunnen gestürzt und der Hubsi vor dem Augustiner in einen Obstwagen hineingelaufen und in fünfzehn zusammengeklappte Stühle gestürzt, die sich mit gewaltigem Scheppern auseinandergeklappt haben, und wie sie endlich beim Weißen Bräuhaus angekommen sind, hat es geheißen, man brauche hier keine zerlumpten Islamisten, woraufhin beide so sauer geworden sind, dass sie sich die Maskerade vom Leib gerissen und vor dem Wirtshaus herumgetobt und -gebrüllt und deshalb auch noch den Faschingsdienstag in der Ettstraße verbracht haben, weil diesmal nicht so einfach zu erklären war, wieso sie bei minus vier Grad nackt in den Straßenverkehr eingreifen.
Immerhin hat der Jackie das erste Mal einen Aschermittwoch ohne Unterbier erlebt, aber ein richtiger Trost war das auch nicht.
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