die wahrheit: Drudenfuß im Gesicht
Über die Riten, Bräuche und Mythen aus aller Welt.
Nicht nur Vernunft und Logik haben in unserer Welt die Hosen an. Sondern um das Glück ins Haus zu holen, das Unglück vor der Tür zu halten, den Alltag griffbereit zu ordnen, die Gegenwart schön plan zu halten und die Zukunft hübsch durchsichtig zu machen, kurz: um die Welt auf den eigenen, ganz persönlichen Nenner zu bringen, bedarf der Mensch besserer Mittel. Welcher? Solcher:
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Wirksamer Liebeszauber ist auf den nördlichen Südseeinseln kein Problem. Die Frau träufelt eine Träne auf ihre Brust und lässt eine zweite auf die Erde fallen, wobei sie den Namen des Angebeteten flüstert. Daraufhin hat sie Erfolg bei ihm oder einem anderen.
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Wenn in Großbritannien ein Chaostheoretiker nach dem Aufstehen nicht exakt dreimal vom Bett zum Kleiderschrank hin- und zurückgeht, dabei "Rudeldidudeldidu! Rudeldidudeldidu!" murmelt und mit dem Zeigefinger an die Stirn pocht, löst der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien ein Erdbeben in China aus.
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Bei den am äußersten Rand Zentralamerikas ansässigen Halbindianern muss die Braut zur Hochzeit einen schwarzen Anzug und der Bräutigam ein weißes Kleid tragen. Andersrum gilt es als pervers.
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Bei den sinotibetischen Fu-zi kriegen Kinder zur Einschulung eine große Tüte, in der sich ihre ersten Hosen befinden.
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In der Schweiz muss eine Wünschelrute vor Gebrauch ausgependelt werden.
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Dass Hunde nicht wie Menschen aussehen, hat für die fernasiatischen Wok den einfachen Grund, dass Hunde verhexte Menschen sind. Genauer: Hunde sind von einem bösen Geist besessene Menschen. Man erkennt es daran, dass sie bellen, knurren, beißen.
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Ein Drudenfuß, aufs Gesicht tätowiert, ist ein wirksamer Abwehrzauber bei den Belutschen in Außerbelutschistan, denn bei jeder Begrüßung schützt er vor Umarmungen und Küssen.
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In der Welt der Kobolde, Feen, Elfen, Poltergeister, Dämonen, Dschinnen und Trolle hat Aberglaube keinen Platz. Über den Wahn, es gebe Menschen, können sie nur lachen.
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Schon die Dinosaurier erzählten sich in ihren Sagen und Legenden von Riesen und Drachen, die die Erde einst bevölkerten.
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Eine Frau Keller wohnt im Dachgeschoss, eine Familie Hess aus Sachsen zieht nach Bayern, ein Herr Füller schreibt mit einem Kugelschreiber, eine Frau Hut geht barhäuptig ins Theater, ein Augenarzt eröffnet eine Praxis in Ohrdruf: Immer mehr Belege, dass der Weltgeist aus der Spur geraten ist oder, so die Deutung eines bekannten deutschen Satiremagazins, sich über sich selbst lustig macht, sind in der letzten Zeit aktenkundig geworden.
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Bei den Tavula machen die Kinder keinen Knicks oder Diener, sondern greifen sich mit der Hand unter dem eigenen Schritt an den Hintern, beugen sich tief und furzen zum Zeichen der Ehrerbietung den Gast an.
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In Transsylvanien überlegen die Knoblauchpflanzen bis heute, wie man einen Menschen abwehren kann.
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Etwas auszusprechen, das man befürchtet, betrachten die Haussa als verhängnisvolles Omen. Ganz anders die benachbarten Hussa: Bei ihnen gilt es als Zauber, das drohende Übel zu bannen. Über derlei Unfug können sich die verwandten Hossa nur lustig machen, die an beides glauben.
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Nur sehr wenige Mestizen unter den Mulatten auf dem karibischen Festland gießen kein Blei zu Silvester, wenn sie auf einen Blick ins neue Jahr verzichten wollen, sondern trinken es.
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Die Bauern im Tiefland oberhalb der Salzburger Alpen lesen die Zukunft aus den Wolken. Ähnelt eine Wolke zum Beispiel einem Pferdekopf, so heißt das, dass eine Stute ein Füllen mit einem Pferdekopf zur Welt bringen wird. Getrogen hat dieses Orakel nie.
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Die Wahrsagerinnen jenseits der Halbinsel Kola lesen die Zukunft aus einem zusammengeknüllten schwarzen Stoffhaufen.
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Im mittleren Mitteleuropa schießt die Hexe ihren Opfern in den Rücken. Im peruanischen Teil Boliviens ist es der Teufel, der den Leuten ins Hirn scheißt, weshalb Kopfschmerzen "Teufelsdreck" heißen.
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Die syrischen Assyrer wünschen sich nicht Guten Tag und Gute Nacht, weil das die guten Geister des Tages und der Nacht belästigen und verärgern könnte. Vielmehr wünschen sie sich einen Bösen Tag und eine Böse Nacht, und es klappt - die Tage werden mal so, mal so.
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Auf den kleinen unter den Großen Antillen gelten die Untoten als Menschen, wie überall auf der Welt.
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