: die studie
Nur jeder dritte Täter wird verurteilt
Es war eine Fleißarbeit: Der Frankfurter Historiker Adolf Diamant, 1924 in Chemnitz geboren, hat in jahrelanger Arbeit eine Studie zu einem meist verdrängten Thema vorgelegt – den Schändungen jüdischer Friedhöfe in Deutschland seit 1945. Anhand von Meldungen in der Presse, Akten der Gemeinden und Unterlagen der Behörden hat er in seiner Untersuchung, die heute der Öffentlichkeit vorgestellt wird, herausgefunden, dass es seit dem Ende des Holocausts in der Bundesrepublik (und der DDR) über 1.000 Schändungen jüdischer Friedhöfe gegeben hat. Und das, obwohl Diamant betont, dass seine Arbeit keine Vollständigkeit beanspruche, „da viele Schändungen von jüdischen Friedhöfen stillschweigend umgehend beseitigt wurden und weder Strafanzeige erteilt wurde, noch Informationspflicht an die zuständigen Behörde besteht“.
Nach der Studie, unterstützt vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, nimmt die Zahl der Schändungen jüdischer Friedhöfe rapide zu: Im Vergleich zu den Jahrzehnten davor hat sie sich in der 90er-Jahren mehr als verdoppelt. Denn kaum ein Drittel der Täter wird gefasst und verurteilt. Mehrere große Versicherungsgesellschaften lehnen es ab, jüdische Gräber gegen Schändungen zu versichern. GES
Adolf Diamant: „Geschändete jüdische Friedhöfe in Deutschland 1945 – 1999“. Potsdam 2000 (Verlag für Berlin-Brandenburg), 96 Seiten, 29,80 DM
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