die stimme der kritik: Betr.: Korruptionsweltmeister
Helmut Kohl, kommen Sie nach Nigeria!
Bis der riesige Helmut Kohl vom Zenit der deutschen politischen Machtmaschine stürzte, dachte ich immer, politische Abstürze seien eine besondere genetische Fehlfunktion der schwarzen Rasse. Vom Durcheinander des letzten Monats oder so bin ich jetzt überzeugt worden, dass es überall, wo es einen Bill Clinton gibt, eine Monica Lewinsky geben muss; wo es einen Helmut Kohl gibt, muss es heimliche Spenden und neugierige Fahnder geben.
Helmut Kohl! Dieser große Vereiniger von kalt und heiß, von Ost- und Westdeutschland ist hinabgestürzt von der Position von Ehre und Prestige, die er nach vielen Jahren aktiven, produktiven Dienstes an seinem Vaterland genoss. Eine Zeit lang war Kohl gleichlautend mit der deutschen Politik. Für all seine Größe und politische Klugheit entschied er sich, seine Partei zu bereichern und die eigenen Taschen praktisch leer zu lassen. Letzte Woche wurde gemeldet, er suche nach finanzieller Hilfe, um die Strafgelder für diese Missetaten zu bezahlen. Ich bin sicher, dass Nigerianer schockiert sind von dieser simplen Verhaltensweise, seine Partei zu bereichern. Nigerianer sind vielleicht noch mehr überrascht, dass Kohl von seinem Amt als Ehrenvorsitzender der Christdemokraten hinausgeschmissen wurde, weil er Spenden entgegennahm, die er aus Gründen der politischen Diskretion nicht deklarieren konnte! Wahrlich, das Christentum regiert bei den Demokraten des christlichen Deutschland.
Ich würde gerne die Deutschen nach Nigeria einladen, um zu lernen, wie man frühere Führer behandelt. Während sie hier sind, müssen sie auch ein oder zwei sinnvolle Dinge über Parteien lernen. Ich werde ihnen auch empfehlen zu ignorieren, was Präsident Obasanjo mit dem Abacha-Kapitel unserer Geschichte anstellt. Das ist eine Abnormalität. Was geht einen Führer sein Vorgänger an, wenn auch er sich anschickt, für sein Volk neue Großtaten zu begehen. Wenn wir einen Premierminister hätten, der eine Million Dollar in bar von der US-Mafia oder dem südamerikanischen Kokainkartell herauspressen könnte, würde er eine Ehrenmedaille kriegen, vielleicht die höchste des Landes. Wenn er das Geld bekäme und 90 Prozent davon in seine eigene Tasche steckte, würde er ehrenvoll und passenderweise einen Häuptlingstitel erhalten! Es ist, wie es sein sollte.
Es ist wahr, dass die regierende PDP-Partei in Nigeria ein Spendenkomitee eingerichtet hat, um die Maschinerie der Partei zu ölen. Im Einklang mit unserem Geiste sind alle PDP-Gouverneure Mitglieder. Die Botschaft ist klar. Als Herren über Politik und Geld müssen sie auf Parteilinie bleiben. Diebstahl ist das nicht. Es ist der Prozess, mit dem unsere Amtsträger die Partei am Laufen halten. Würde es nicht albern sein, wenn wir die Gouverneure bestraften, weil sie Staatsgelder an die Partei spenden?
Helmut Kohl ist herzlich nach Nigeria oder sonstwo in Afrika eingeladen. Er sollte alle früheren und gegenwärtigen Führer Nigerias treffen und ihnen ein oder zwei Lehrstunden geben. Einige dieser Führer sollten auch ihm ein paar Tricks beibringen, wie man solche geheimen Fonds ausgibt.
Alle Nigerianer, besonders die herrschende Klasse, wissen, dass Ex-Kanzler Helmut Kohl nichts Schlechtes getan hat. Ich bin sicher, dass, wenn Kohl seine Chance ergreift und nach Nigeria zieht, wie Benito Craxi in Tunesien lebte, die Parteien ihn zum Berater für heimliches Geldsammeln und die Ehre des Schweigens über den Ursprung von Spenden machen. Es ist daher der Vorschlag meiner Wenigkeit, dass wir den Kanzler nach Nigeria einladen und ihn mit hübschen Girlanden schmücken.
Hope Eghagha
Dr. Eghagha lehrt an der Universität Lagos. Gekürzt aus Nigerias führender Zeitung „The Guardian“, 6. 3. 2000. Deutsch von D.J.
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