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die nach-scharping-zeit: wut und trauer in der wahrheit

Rudolf Scharping ist nicht mehr. Wut und Trauer beherrschen die Wahrheit. War Scharping doch der unterhaltsamste Verteidigungsminister, den es je gab: Er sei eine „ästhetische Zumutung“ und ein „Hormonbomber“, schrieben wir und nannten ihn „Rübe“, „Oberförster“ oder „Charakterpornograf“. Seine Kriege verfolgten wir stets sehr aufmerksam – vor allem Scharpings Kriege gegen sich selbst, wenn er wieder mal vom Fahrrad fiel oder von einer Schranke im Pentagon fast geköpft wurde. Auch sein Liebesleben mit der Gräfin, die Planschbilder aus dem mallorquinischen Swimmingpool würdigten wir nur zu gern. Als Graf Scharping einmal zur Kommandeurstagung der Bundeswehr in einer Fantasieuniform erschien, freuten wir uns sehr. Und jetzt das! Eine lächerliche Kleiderrechnung stoppt den „großen Entblößer“. Was bleibt, ist Sorge. Wird Scharping, wie kürzlich hier vermutet, Nachfolger von Kardinal Ratzinger im Vatikan? Die nötige Leidensbereitschaft, Unterwürfigkeit und Schlichtheit für das Amt brächte er mit. Don Rudolfo, wir danken dir!

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